Rotmilan
© Immler T.
Der Rotmilan ist auch bekannt als Gabelweihe, Königsweihe oder Roter Milan. Sein langer, rostroter, tief gegabelter Schwanz (Stoß) ist im Flugbild sehr gut zu erkennen und immer in Bewegung. Der Rotmilan ist ein typischer Mitteleuropäer und ist auf ein Mosaik aus strukturreichem Offenland und altem Baumbestand angewiesen. Mehr als die Hälfte des weltweiten Brutbestandes liegt in Deutschland. Daher haben wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Greifvogelart.
Erscheinungsbild
Auf der Flügelunterseite sind Rotmilane kontrastreich gefärbt: im Bereich der Handschwingen sind sie weiß, nur die Flügelspitzen sind schwarz. Oberseits ist die Färbung der Flügel schwarz, der restliche Körper ist rostbraun mit helleren Federsäumen. Brust und Bauch sind rostrot mit schwarzen Schaftstrichen. Dadurch wirken Rotmilane sitzend rotbräunlich. Der Kopf setzt sich mit seiner hellgrauen bis weißlichen Färbung deutlich ab. Rotmilane haben einen ziemlich kräftigen Schnabel, der an der Basis gelb und am Schnabelhaken dunkelgrau bis schwarz ist. Die relativ kurzen Beine sind gelb und die Krallen schwarz. Für die Altersansprache lohnt sich ein Blick in die Augen des Rotmilans, denn die Iris ist bei Jungvögeln noch braun und verfärbt sich erst bei den Altvögeln gelb. Junge Rotmilane ähneln im Flug den nah verwandten Schwarzmilanen, denn ihre Schwanzgabel ist noch nicht so ausgeprägt wie bei den Altvögeln.
Wissenswertes auf einem Blick
- Ordnung: Habichtartige
- Wissenschaftlicher Name: Milvus milvus
- Gewicht: Männchen: 870 bis 1090g; Weibchen: 960 bis 1390g
- Größe: 60 bis 73 cm Länge, Flügelspannweite 154 bis 170 cm
- Alter: bis zu 25 (30) Jahre
- Geschlechterunterschied: in Bezug auf Körpergröße und Gewicht nicht sehr ausgeprägt
- Gelege: 2 bis 3 (max. 5) Eier pro Gelege; 1 Gelege pro Jahr
Die Stimme des Rotmilans
Der Ruf des Rotmilans klingt gedehnt pfeifend etwa „wiiuu“ oder „pië“. Vor allem in der Nähe des Brutplatzes ist ein lang gezogenes, trillerndes „gliehihihihi“/“gliühuhuhu“ zu hören. Der Warnruf klingt wie „bijö-biwitt. Außerhalb der Brutzeit ist der Rotmilan recht schweigsam.
Hören Sie hier den Ruf des Rotmilan:
Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin
Der Rotmilan in Bayern
Lebensraum und Lebensweise
© Heither H.
Rotmilane sind sehr brutorttreu. Die Art und Dauer der Paarbindung ist unterschiedlich. Sie reicht von monogamen Brutsaisonehen über mehrjährige Dauerehen. Jedoch wurden auch Partnerwechsel während der Brutzeit beobachtet. Nach der Ankunft im Brutrevier vollziehen Rotmilane über ihrem Horst sogenannte „Schwebeflüge“ um anzuzeigen, dass dieses Revier schon besetzt ist. Während der Balz machen sie spektakuläre Schleifensturzflüge. Das Brutgeschäft erledigt hauptsächlich das Weibchen, das Männchen ist für die Versorgung zuständig.
Rotmilane finden sich nach Beendigung der Brutsaison in Schlafgesellschaften zusammen, den sogenannten Sommerschlafplätzen. In diesen Gesellschaften wird auch gemeinsam gejagt.
Ernährung
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Der Rotmilan im Jahresverlauf
Mitteleuropäische Rotmilane sind Zugvögel und gehören zu den Kurzstreckenziehern. Sie überwintern hauptsächlich in Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel. In Südeuropa und Großbritannien sind Rotmilane überwiegend Standvögel. Bei guten Nahrungsbedingungen bleiben sie auch bei uns als Standvögel in ihren Brutgebieten. Diese bilden im Herbst oftmals ortstreue Überwintergesellschaften, die gemeinsame Schlafplätze aufsuchen und tagsüber gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Sind die Winter zu streng, weichen Rotmilane in wärmere Gebiete aus.
Der Wegzug in die Überwinterungsgebiete erfolgt ab Mitte August mit Höhepunkt im September/Oktober. Zwischen Februar und März kehren sie, oftmals bereits verpaart, in ihr Brutgebiet zurück. Während Standvögel bereits Anfang Februar mit der Brut beginnen, kommen nicht geschlechtsreife Individuen oft erst im April oder Mai zurück. Im April bzw. schon ab Ende März legt das Weibchen meist 2-3 Eier. Nach der Ablage des ersten Eis beginnt sie zu brüten. Die Brutdauer beträgt 33 Tage. Nach dem Schlupf bleiben die Jungen noch 45 bis 48 Tage im Nest, bevor sie Ende Juni / Anfang Juli ausfliegen. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel noch bis zu drei Wochen mitversorgt bis sie selbstständig sind und abwandern.
Jägersprache
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.
- Balz: Paarungszeit
- Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
- Terzel: männliches Tier
- Weib: weibliches Tier
- tänder, Fänge: Beine, Füße
- Hosen: Beinbefiederung
- Stoß: Schwanz
- Geschmeiß: Kot
- Kröpfen, atzen: fressen
Management
Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.
Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).
Der Rotmilan unterliegt dem Anhang I der Vogelschutzrichtlinie, daher wurden für ihn Vogelschutzgebiete (SPA) ausgewiesen. In diesen Gebieten wird sein Brutbestand kartiert und der Erhaltungszustand bewertet.