Rohrweihe

Rohrweihen Weibchen auf Ast an Baum sitzend und nach links Blickend

© H.-J.Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Die Rohrweihe ist der größte Vertreter der europäischen Weihen. Einzigartig ist bei Weihen der hörleistungsverstärkende Kranz kurzer Federn um das Gesicht herum, der an die Gesichtsschleier von Eulen erinnert. Namensgebend für die Rohrweihe war ihr bevorzugtes Bruthabitat in Schilfrohrbeständen. Im Vergleich zu anderen Weihen ist die Rohrweihe zwar stärker an Schilf gebunden, nutzt jedoch auch andere, deckungsreiche Bruthabitate.

Erscheinungsbild

Rohrweihe Männchen fliegend. Sicht von unten auf Flügel.
Wie für alle Weihen typisch, ist die Rohrweihe im Flug an ihren V-förmig nach oben gehaltenen, langen Flügeln zu erkennen. Der mäußebussardgroße Vogel ist der Größte seiner Gattung und wirkt im Vergleich zu den anderen Arten kräftiger, breitflügeliger und hat einen kürzeren Stoß (Schwanz). Die charakteristische, oft sehr langsame Flugweise besteht aus einer Reihe von Flügelschlägen, auf die eine Gleitphase mit V-förmiger Flügelhaltung folgt. Kopf und Rumpf der Rohrweihe sind schlank und der Stoß ist schmal und leicht gerundet.

Während sich die Weibchen der Korn- und Wiesenweihe vom Männchen nicht unterscheiden, kann man Rohrweihenweibchen sehr gut an ihrer einheitlich dunkelbraunen Färbung an der Oberseite erkennen. Im Flug sind der hellgelbe bis cremefarbene Kopf und die Flügelvorderhand deutlich erkennbar. Durch die Augen verläuft ein dunkler Strich bis zum Hinterkopf. Wie bei vielen Greifvögeln ist das Weibchen größer als der Terzel (Männchen). Er ist rostbraun gefärbt und hat einen hellgrauen Kopf. Seine Flügel und Stoß sind silbergrau und die Flügelspitzen schwarz.

Im Jugendkleid ähneln die jungen Rohrweihen adulten Weibchen, sind aber insgesamt dunkler gefärbt.

beringte junge Rohrweihe mit dunklem Gefieder

© Heither H.

Wissenswertes auf einem Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Circus aeruginosus
  • Gewicht: Männchen: 400 bis 670 gr; Weibchen: 540 bis 800 gr
  • Größe: ca. 48 bis 56 cm, Flügelspannweite 115 bis 130 cm
  • Alter: bis zu 25 (30) Jahre alt
  • Geschlechterunterschied: Weibchen größer und schwerer als Männchen
  • Gelege: 4 oder 5 Eier pro Gelege; 1 Gelege pro Jahr

Die Stimme der Rohrweihe

Die Rohrweihe ist eher schweigsam. Während der Balzzeit äußert das Männchen ein durchdringendes „wie-ää“ oder „kwiiu“, das an den Ruf des Kiebitz, erinnert. Bei drohender Gefahr äußern die Rohrweihen ein gackerndes „tscheck-eck-ek“.
Hier können Sie den Ruf der Rohrweihe hören:

Autor: Frommolt, Karl-Heinz / Tierstimmenarchiv Berlin

Die Rohrweihe in Bayern

Die Rohrweihe ist in Bayern ein seltener Brutvogel. Der Brutbestand in Bayern wird auf 500 bis 650 Brutpaare geschätzt (Rödl et. al 2012). Rohrweihen brüten im mittleren Maintal, Steigerwaldvorland, im Ochsenfurter und Gollachgäu, im Aischgrund und den westlichen Zuflüssen zur Regnitz, im Ries und entlang von Donau und Isar. Kleinere Ansammlungen und Einzelvorkommen wurden darüber hinaus aus allen Regierungsbezirken gemeldet, wobei die Dichte im nördlichen Bayern höher ist. In Südbayern gibt es eher sporadische Brutvorkommen.

Lebensraum und Lebensweise

Mit Schilf bewchsene Uferwegetation eines Gewässers, Bäume im HintergrundZoombild vorhanden

© Stahl F. (LWF)

Die Rohrweihe lebt wie alle Weihen, generell im offenen Gelände des Tieflandes, während gebirgige Gegenden in Mitteleuropa weitgehend gemieden werden. Rohrweihen halten sich die meiste Zeit in Bodennähe auf. Sie brüten vorwiegend in dichten Schillf- und Röhrichtbeständen in den Verlandungszonen von Gewässern. Auch kleine Schilfflächen sowie hochgewachsene Raps- und Getreidefelder dienen manchmal als Bruthabitat, wenn sie störungsarm sind und sich in der Nähe geeigneeter Nahrungshabitate befinden. Das Nest wird am Boden im dichten vorjährigen Schilf-, Rohrbestand oder Getreidefeldern auf umgeknickten Halmen gebaut. Rohrweihen jagen bevorzugt über dem Schilf- und Röhrichtgürtel, den angrenzenden Wasserflächen und Verlandungszonen sowie auf Wiesen oder der freien Feldflur. Im Sommer und Herbst versammeln sich Rohrweihen gerne an gemeinsamen Schlafplätzen, wenn der Lebensraum ausreichende Nahrungsressourcen aufweist. Die Rohrweihe lebt meist monogam mit einem Partner zusammen, wobei es auch manchmal vorkommt, dass ein Männchen mit zwei Weibchen verpaart ist. Im April, nach dem Eintreffen im Brutgebiet, vollführt das balzende Männchen auffällige Schauflüge in bewundernswerter Luftakrobatik. Er kreist hoch im Himmel und lässt sich unter jauchzenden Rufen wie ein bunter Lappen steil nach unten trudeln.

Ernährung

Feldmaus auf Grad an Steinen nach rechts blickendZoombild vorhanden

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Rohrweihen nutzen beim Jagen den Überraschungseffekt. Im niedrigen „gaukelnden“ Suchflug mit V-förmig gehaltenen Flügeln jagen sie bevorzugt über Schilf- und Wasserflächen. Dabei fangen sie ihre Beute meist dicht am Erdboden, seltener auf dem Wasser oder in der Luft. Auf dem Speiseplan stehen neben Kleinsäugern wie Mäusen, Hasen und Bisamratten auch Sing- und Wasserögel, die insbesondere während der Fortpflanzungsperiode erbeutet werden. Bei hohen Feldmausdichten bilden diese den weit überwiegenden Teil der Nahrung. Im geringen Maße werden auch (zumeist bereits tote) Fische, Amphibien, Reptilien und Käfer aufgenommen. Zur Brutzeit erbeutet die Rohrweihe Kücken und Nestlinge sowie Eier aus anderen Nestern. Gelegentlich fängt sie anderen Vögeln die Beute ab. Rohrweihen haben im Gegensatz zu anderen Geifvögeln, keine festen Rupfplätze und man findet ihre Rupfungen nur selten.

Die Rohrweihe im Jahresverlauf

In Bayern ist die Rohrweihe ein Zugvogel, der im Herbst nach Südwesten und Süden zieht und im Breitfrontzug das Mittelmeer überquert. Der Wegzug beginnt Ende August und endet im Oktober. Die Überwinterungsgebiete liegen in Westafrika südlich der Sahara, teilweise auch in Südwesteuropa und im Mittelmeerraum einschließlich Nordafrika. Im April kehren sie in ihr Brutgebiet zurück und beginnen sogleich mit der Balz. Ab Ende April beginnt das Weibchen mit der Ablage von 4-5 Eiern und brütet ab dem ersten Ei 38 Tage lang. Im Alter von 4 Wochen verlassen die noch flugunfähigen Jungen das Nest und erkunden die Umgebung. Die Flugfähigkeit erlangen sie erst ab der 7 Woche. Bis dahin lassen sich noch 2 bis 3 Wochen von den Eltern versorgen, bevor sie dann das elterliche Revier verlassen.

Jahresverlauf der Rohrweihe

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Balz: Paarungszeit
  • Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
  • Terzel: männliches Tier
  • Weib: weibliches Tier
  • Ständer, Fänge: Beine, Füße
  • Hosen: Beinbefiederung
  • Stoß: Schwanz
  • Geschmeiß: Kot
  • Kröpfen, atzen: fressen

Management

Die Rohrweihe ist in Bayern ganzjährig geschont und wird daher nicht bejagt.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs.1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).

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