Wild in der Stadt
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Füchse, Marder, Waschbären, Kaninchen und Co. leben heute in vielen Städten mitten unter uns. Vor allem anpassungsfähige Tierarten haben den Stadtraum fest in ihrer Hand. Unsere Metropolen, Kleinstädte und Dörfer weiten sich immer stärker ins Umland aus. Hieraus entsteht zwar ein Verlust von Feldern, Wiesen und Wäldern, anderseits profitieren zahlreiche Tier- und Pflanzenarten vom neu entstehenden Lebensraum Stadt. Das Vorkommen von Wildtieren in urbanen Räumen ist ein Phänomen das weltweit beobachtet wird, und es wird in Zukunft weiter zunehmen.
Strukturvielfalt fördert Artenvielfalt - Städte besitzen eine hohe Biodiversität.
Sehen Sie einen Fuchs in Ihrem Garten, sind mindestens vier Füchse da.
Ihr gesamtes Leben verbringen viele Wildtiere innerhalb der Stadtgrenzen.
Gärten sind Gebüsche, Parks sind Wälder, Häuserfassaden sind Felswände, Gartenteiche sind Feuchtbiotope – Wildtiere sehen unsere Welt mit anderen Augen
Sehen Wildtiere den Menschen nicht als Gefahr an, sind sie mitunter am Tag aktiv. Krank sind diese Tiere daher zumeist nicht.
Stadt- oder Landflucht? Weder noch... Wildtiere besiedeln die Städte weil sie hier gute Lebensbedingungen vorfinden.
Mensch trifft Wildtier
Sehr unterschiedlich sind die Reaktionen, wenn Wildtier und Mensch im Stadtraum aufeinander treffen. Jeder Bürger nimmt Wildtiere unterschiedlich wahr, da die persönlichen Einstellungen, Meinungen, Bedenken oder auch Ängste verschieden sind. In der Stadt prallen eine Vielzahl von Wahrnehmungen aufeinander. Zumeist werden Wildtiere als gerne gesehenes Stück Natur im heimischen Garten betrachtet. Durch das enge Zusammenleben können aber auch Konflikte auftreten. Der Fuchs ist ein Paradebeispiel. Einerseits wird er als schönes Wildtier wahrgenommen, andererseits kann er als Überträger von Krankheiten oder Dieb von Hausgeflügel oder Stallhasen schnell ins negative Licht rücken.
Wie verhalte ich mich, wenn ich auf ein Wildtier treffe?
In den meisten Fällen kommt es zu keinen Begegnungen, da das Wildtier versucht den Kontakt zu vermeiden und sich, bevor wir es sehen, zurückzieht. Wildtiere der Großstadt bauen aber mitunter ihre Scheu ab. Krank sind diese Wildtiere nicht, sie haben nur gelernt, dass der Mensch für sie keine Gefahr darstellt.
Reagieren Füchse, Marder oder Wildschweine bei einer Begegnung nicht mit Flucht, dann können Sie sich mit folgenden Regeln behelfen:
- Bleiben Sie stehen!
- Beginnen Sie laut zu sprechen!
- Weichen Sie langsam zurück!
- Drängen Sie das Tier nicht in die Enge!
- Fassen Sie keine Jungtiere an!
- Füttern Sie die Tiere nicht!
Tierische Stadtbewohner
Hier möchten wir Ihnen einige Stadtbewohner vorstellen. Einige sind schon lange in den Städten unterwegs, andere kommen neu hinzu und erobern immer mehr den menschlichen Siedlungsraum.
Biodiversität
Strukturvielfalt fördert Artenvielfalt. Der Lebensraum Stadt beherbergt eine erstaunlich große Palette an Pflanzen und Tieren. Oft finden in der Stadt weit mehr Tier- und Pflanzenarten ihr Auskommen als draußen in der offenen, strukturärmeren Agrarlandschaft. In Städten mit Parks, Kleingartenanlagen und strukturreicher Bebauung können mehr Vogelarten vorkommen als in reinen Waldgebieten.
Mit der biologischen Brille betrachtet erzeugt die Stadt sehr viele kleinräumige, strukturreiche Lebensräume. Tiere und Pflanzen betrachten diese Angebot folgendermaßen: Gärten sind Gebüsche, Parks sind Wälder, Häuserfassaden sind Felswände, Rasenflächen sind Wiesen, Gartenteiche sind Feuchtbiotope - diese hohe Dynamik begünstigt zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, daher herrscht in der Stadt eine hohe Biodiversität.
Stadtklima
Zahlreiche Straßen und Häuser prägen den Siedlungsraum. Lärm, Licht und Abgase sind typisch für die Stadt. Sie setzen nicht nur uns Menschen sondern auch den Pflanzen und Tieren zu. Diese im ersten Moment lebensfeindlich erscheinenden Komponenten können aber auch eine positive Auswirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt haben. Städte sind ausgeprägte Wärmeinseln. Die Stadt heizt sich durch die großflächige Versiegelung mit Beton und Asphalt tagsüber auf und strahlt diese Wärme in der Nacht wieder ab. In größeren Städten ist es stets einige Grad wärmer als im Umland. Dieser Umstand begünstigt viele wärmeliebende Arten und spielt vor allem im Winter eine bedeutende Rolle. Zahlreiche Arten haben sich im Laufe der Jahrzehnte an das hektische Stadtleben zwischen Menschen, Lärm und Abgasen angepasst.
Lebensraum Stadt
Wo leben Wildtiere? Stadtgebiete mit locker bebauten Häuserreihen und Gärten sind für zahlreiche Wildtiere ein beliebter Lebensraum. Amseln, Elstern, Eichhörnchen, Füchse und Steinmarder tummeln sich bei Tag oder in der Nacht in unseren Vorgärten. Aber nicht nur Gärten sind sehr beliebt, sondern auch die Grünen Lungen der Städte, wie Parkanlagen, Schrebergärten oder Friedhöfe. Haben Wildtiere einmal den Lebensraum Stadt erobert, lauern innerhalb der Stadtgrenzen oft weniger Gefahren als in der offenen Landschaft. So ist der größte Feind vieler tierischer Stadtbewohner der Straßenverkehr.
Die weit verbreitete Annahme, dass Füchse oder Steinmarder in die Stadt flüchten müssen, weil sich ihre Lebensbedingungen in der offenen Kulturlandschaft verschlechtert haben ist nicht richtig. Der Lebensraum Stadt bietet eine breite Palette an Nahrung, Unterschlüpfen und eine gegenüber Wildtieren tolerante Bevölkerung – das macht ihn als Lebensraum attraktiv.
Lebensbedingungen
Für Tierarten die sich anpassen können herrschen in der Stadt gute Lebensbedingungen. Diese Tierarten werden daher als Kulturfolger bezeichnet. Das hektische Stadtleben schlägt sich auf die Tiere nieder und sie zeigen oft spezielle, an das Stadtleben angepasste, Verhaltensweisen. So singen Amseln in der Stadt deutlich lauter, da sie gegen Straßenlärm und Umgebungsgeräusche ansingen müssen. Im Stadtraum ist für viele Wildtiere Nahrung im Überfluss vorhanden und abwechslungsreiche Strukturen mit Häusern, Fassaden, Parks, Seen und Bahntrassen bieten den Tieren eine Vielzahl an Versteckmöglichkeiten.
Tierarten wie Steinmarder, Füchse und Krähen, die sich an diese Lebensbedingungen anpassen können profitieren vom Stadtleben. Wanderfalken haben sich beispielsweise auf Stadttauben spezialisiert und brüten auch hier, z.B. hoch oben in Kirchtürmen oder auf Mauervorsprüngen von Gebäuden. Andere Arten wie Rebhühner oder Kiebitze bleiben auf der Strecke, da sie sich in diesem Lebensraum nicht zurechtfinden können.
In die Fotofalle gegangen
Welche Tierarten sich in der Nacht durch unsere Gärten bewegen wurde im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes untersucht. Der Winkel der Kameraeinstellung blieb unverändert, nur das Objekt vor der Kamera wechselte ständig. Einen kleinen Ausschnitt aus der Fülle der nächtlichen Besucher sehen sie hier.
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