Rotmilan

männlicher Rotmilan im FlugZoombild vorhanden

© Immler T.

Der Rotmilan ist auch bekannt als Gabelweihe, Königsweihe oder Roter Milan. Sein langer, rostroter, tief gegabelter Schwanz (Stoß) ist im Flugbild sehr gut zu erkennen und immer in Bewegung. Der Rotmilan ist ein typischer Mitteleuropäer und ist auf ein Mosaik aus strukturreichem Offenland und altem Baumbestand angewiesen. Mehr als die Hälfte des weltweiten Brutbestandes liegt in Deutschland. Daher haben wir eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Greifvogelart.

Erscheinungsbild

fliegender Rotmilan. Ansicht von unten.
Rotmilane sind größer als Schwarzmilane und die häufigen Mäusebussarde. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale im Flug sind der lange, tief gegabelte, rostrote Stoß sowie die langen, oft nach hinten gewinkelten Flügel. Sein Flugbild ist für Milane charakteristisch: durch die nach unten gewölbten Schwingen und den herabhängenden Stoß und Kopf wirkt der Rotmilan eher bucklig.
Auf der Flügelunterseite sind Rotmilane kontrastreich gefärbt: im Bereich der Handschwingen sind sie weiß, nur die Flügelspitzen sind schwarz. Oberseits ist die Färbung der Flügel schwarz, der restliche Körper ist rostbraun mit helleren Federsäumen. Brust und Bauch sind rostrot mit schwarzen Schaftstrichen. Dadurch wirken Rotmilane sitzend rotbräunlich. Der Kopf setzt sich mit seiner hellgrauen bis weißlichen Färbung deutlich ab. Rotmilane haben einen ziemlich kräftigen Schnabel, der an der Basis gelb und am Schnabelhaken dunkelgrau bis schwarz ist. Die relativ kurzen Beine sind gelb und die Krallen schwarz. Für die Altersansprache lohnt sich ein Blick in die Augen des Rotmilans, denn die Iris ist bei Jungvögeln noch braun und verfärbt sich erst bei den Altvögeln gelb. Junge Rotmilane ähneln im Flug den nah verwandten Schwarzmilanen, denn ihre Schwanzgabel ist noch nicht so ausgeprägt wie bei den Altvögeln.

fliegender Rotmilan. Ansicht von unten.

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Ein Rotmilan verfolgt einen Schwarzmilan in der Luft

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Wissenswertes auf einem Blick

  • Ordnung: Habichtartige
  • Wissenschaftlicher Name: Milvus milvus
  • Gewicht: Männchen: 870 bis 1090g; Weibchen: 960 bis 1390g
  • Größe: 60 bis 73 cm Länge, Flügelspannweite 154 bis 170 cm
  • Alter: bis zu 25 (30) Jahre
  • Geschlechterunterschied: in Bezug auf Körpergröße und Gewicht nicht sehr ausgeprägt
  • Gelege: 2 bis 3 (max. 5) Eier pro Gelege; 1 Gelege pro Jahr

Die Stimme des Rotmilans

Der Ruf des Rotmilans klingt gedehnt pfeifend etwa „wiiuu“ oder „pië“. Vor allem in der Nähe des Brutplatzes ist ein lang gezogenes, trillerndes „gliehihihihi“/“gliühuhuhu“ zu hören. Der Warnruf klingt wie „bijö-biwitt. Außerhalb der Brutzeit ist der Rotmilan recht schweigsam.
Hören Sie hier den Ruf des Rotmilan:

Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin

Der Rotmilan in Bayern

Der Rotmilan ist in Bayern ein seltener Brutvogel. Der Brutbestand in Bayern wird auf 750 bis 950 Brutpaare geschätzt (Rödl et. al 2012). Die Verbreitungsschwerpunkte liegen in Schwaben in den Donau-Iller-Lech-Platten sowie in der Rhön, im westlichen und nördlichen Keuper-Lias-Land und der Fränkischen Alb. Die Art hat in den letzten Jahren ihr Verbreitungsgebiet von West nach Ost deutlich erweitert. Lokal sind aber auch Bestandsrückgänge zu verzeichnen.

Lebensraum und Lebensweise

Vogelschutzgebiet mit Offenland und Wald im HintergrundZoombild vorhanden

© Heither H.

Der Rotmilan braucht in seinem Lebensraum sowohl die offene Kulturlandschaft zum Jagen seiner Beute, als auch Wälder mit lichten Altholzbeständen zum Ruhen und zum Nisten. Der Horst wird meist hoch auf einen alten Baum errichtet, gern in lichten Beständen von Eichen, Buchen oder Kiefern, oft in der Randzone des Waldes oder in einem Feldgehölz. Im Umfeld des Horstbaumes stehen häufig noch höhere Bäume, die das Männchen als Sitzwarte nutzt. Der Horst wird meist über mehrere Jahre genutzt, es werden aber auch Nester von Krähen und Bussarden übernommen. Charakteristisch für die beiden Milanarten ist die Auskleidung des Horstes mit Papier, Plastikfetzen, Lumpen, Fellstücken und anderen Fundgegenständen.
Rotmilane sind sehr brutorttreu. Die Art und Dauer der Paarbindung ist unterschiedlich. Sie reicht von monogamen Brutsaisonehen über mehrjährige Dauerehen. Jedoch wurden auch Partnerwechsel während der Brutzeit beobachtet. Nach der Ankunft im Brutrevier vollziehen Rotmilane über ihrem Horst sogenannte „Schwebeflüge“ um anzuzeigen, dass dieses Revier schon besetzt ist. Während der Balz machen sie spektakuläre Schleifensturzflüge. Das Brutgeschäft erledigt hauptsächlich das Weibchen, das Männchen ist für die Versorgung zuständig.
Rotmilane finden sich nach Beendigung der Brutsaison in Schlafgesellschaften zusammen, den sogenannten Sommerschlafplätzen. In diesen Gesellschaften wird auch gemeinsam gejagt.

Ernährung

Feldmaus auf Grad an Steinen nach rechts blickendZoombild vorhanden

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Rotmilane sind ausgesprochene Gleit- und Segelflieger. Die Suchflüge nach Nahrung erstrecken sich oft viele Kilometer weit über offene Landschaften. Weiden, Mähwiesen und Mülldeponien sowie abgeerntete und frisch umgebrochene Getreideäcker haben besondere Anziehungskraft auf diese Art. Sobald er seine Beute erspäht hat, ergreift er diese meist aus dem Flug, ohne sich auf dem Erdboden nieder zu lassen. Die Milane sind weitgehend Nahrungsgeneralisten. Ihre Ernährung ist sehr vielseitig und sie passen sich dem örtlichen Angebot an. Der Rotmilan erbeutet aktiv vor allem Kleinsäuger wie Mäuse, Junghasen, Maulwürfe und Feldhamster sowie kleine bis mittelgroße, häufig kranke oder junge Vögel wie Stare, Tauben, Drosseln und Rabenvögel. Aas wird auch aufgenommen, jedoch weniger häufig als vom Schwarzmilan. Nach erfolgter Mahd/Ernte kann man Rotmilane häufig auf Nahrungssuche über die Felder fliegen sehen. Gelegentlich ist der Rotmilan ein Schmarotzer und bedrängt andere Greifvögel so lange, bis sie ihre Beute fallen lassen. Im zeitigen Frühjahr und im Herbst ernähren sich die Rotmilane auch von Wirbellosen wie Regenwürmern und Käfern. Diese erbeutet er auf Wiesen und Äckern zu Fuß.

Der Rotmilan im Jahresverlauf

Mitteleuropäische Rotmilane sind Zugvögel und gehören zu den Kurzstreckenziehern. Sie überwintern hauptsächlich in Südfrankreich und auf der Iberischen Halbinsel. In Südeuropa und Großbritannien sind Rotmilane überwiegend Standvögel. Bei guten Nahrungsbedingungen bleiben sie auch bei uns als Standvögel in ihren Brutgebieten. Diese bilden im Herbst oftmals ortstreue Überwintergesellschaften, die gemeinsame Schlafplätze aufsuchen und tagsüber gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Sind die Winter zu streng, weichen Rotmilane in wärmere Gebiete aus.

Jahresverlauf des Rotmilan

Der Wegzug in die Überwinterungsgebiete erfolgt ab Mitte August mit Höhepunkt im September/Oktober. Zwischen Februar und März kehren sie, oftmals bereits verpaart, in ihr Brutgebiet zurück. Während Standvögel bereits Anfang Februar mit der Brut beginnen, kommen nicht geschlechtsreife Individuen oft erst im April oder Mai zurück. Im April bzw. schon ab Ende März legt das Weibchen meist 2-3 Eier. Nach der Ablage des ersten Eis beginnt sie zu brüten. Die Brutdauer beträgt 33 Tage. Nach dem Schlupf bleiben die Jungen noch 45 bis 48 Tage im Nest, bevor sie Ende Juni / Anfang Juli ausfliegen. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel noch bis zu drei Wochen mitversorgt bis sie selbstständig sind und abwandern.

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Balz: Paarungszeit
  • Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
  • Terzel: männliches Tier
  • Weib: weibliches Tier
  • tänder, Fänge: Beine, Füße
  • Hosen: Beinbefiederung
  • Stoß: Schwanz
  • Geschmeiß: Kot
  • Kröpfen, atzen: fressen

Management

Der Rotmilan unterliegt dem Jagrecht ist aber ganzjährig geschont und wird daher nicht bejagt.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).

Der Rotmilan unterliegt dem Anhang I der Vogelschutzrichtlinie, daher wurden für ihn Vogelschutzgebiete (SPA) ausgewiesen. In diesen Gebieten wird sein Brutbestand kartiert und der Erhaltungszustand bewertet.

Natura-2000 Kartieranleitung Rotmilan Externer Link

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