Bartgeier
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Der Bartgeier gehört zu den Greifvögeln, genauer gesagt zur Familie der Habichtartigen. Mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern zählt er weltweit zu den größten flugfähigen Vögeln. Über 100 Jahre galt er im Alpenraum als ausgestorben. Die heutigen Vorkommen gehen auf Wiederansiedlungsprojekte, welche 1986 in Österreich starteten zurück. Heute noch werden in verschiedenen Ländern Europas junge Bartgeier in die Freiheit entlassen.
Seit Juni 2021 gehört auch ein Auswilderungshorst in den bayerischen Alpen zur Projektkulisse. Aufgrund der späten Geschlechtsreife der Geier mit fünf bis acht Jahren, wird es allerdings noch eine Zeitlang dauern bis bayerischer Nachwuchs zu erwarten ist. Trotz seiner beeindruckenden Größe stellt der Bartgeier keinerlei Gefahr für Heim-, Nutz- und Wildtiere dar, denn er gehört zu den Aasfressern und leistet damit einen aktiven Beitrag als Gesundheitspolizei in seinem Lebensraum.
Erscheinungsbild
Wissenswertes auf einen Blick
- Wissenschaftlicher Name: Gypaetus barbatus
- Gewicht: 5 - 7 kg
- Größe: Länge 100 - 120 cm, Flügelspannweite 2,7 bis 2,9 m
- Geschlechtsreife: mit 5 bis 8 Jahren
- Geschlechterunterschied: nicht ausgeprägt, Weibchen meist größer
- Alter: bis über 30 Jahre
- Gelege: 2 Eier, 1 Gelege pro Jahr
- Brutdauer: 54 - 58 Tage
- Nestlingszeit: 110 - 130 Tage
- Anzahl Jungvögel: in der Regel überlebt nur einer der beiden geschlüpften Jungvögel
Die Stimme des Bartgeiers
Bartgeier reden nicht viel - und wenn, dann leise
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Im Gegensatz zu ihrer Körpergröße besitzen Bartgeier eine vergleichsweise leise Stimme, die einem Triller ähnelt. Dieser kann in der Regel nur vernommen werden, wenn Bartgeier zusammen fliegen. Lauter geht es da schon zu, wenn die Jungvögel flügge werden und im Bettelflug ihren Elterntieren nachfliegen, um mit Futter versorgt zu werden.
Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin
Der Bartgeier in Bayern
Seit über 100 Jahren ist der Bartgeier in Bayern ausgestorben. Der letzte historische Nachweis wurde im Jahr 1885 durch einen erschossenen Bartgeier bei Berchtesgaden erbracht. Seit ein paar Jahren tauchen immer wieder junge Bartgeier im bayerischen Alpenraum auf, allerdings sind bis heute keine sesshaften Individuen bekannt. Um die Verbreitungslücke, vor allem im ostalpinen Bereich zu schließen und die genetische Diversität der Population zu stützen, wurde 2020 mit den Vorbereitungen für ein Wiederansiedelungsprojekts in Bayern begonnen. Nach einer einjährigen Vorbereitungsphase startete das vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), dem Nationalpark Berchtesgaden und dem Tierpark Nürnberg initiierte Projekt mit der Freilassung der ersten zwei Jungvögel in einem Auswilderungshorst im Nationalpark Berchtesgaden. Der Grundstein für die Rückkehr eines der größten flugfähigen Vögel ist somit gelegt. Bavaria ist momentan auf weiten Streifzügen im Umfeld des Nationalparks Berchtesgaden unterwegs. Knapp eine Woche vor der Auswilderung zweier weiterer Bartgeierweibchen wurden leider nur noch die Reste des im Vorjahr ausgewilderten und seit Mitte April verschwundenen Bartgeierweibchens Wally gefunden.
Am 09.06.2022 wurden die zwei Bartgeierweibchen Dagmar und Recka in die Auswilderungsnische im Nationalpark Berchtesgaden gesetzt.
Lebensraum und Lebensweise
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Ernährung
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Der Bartgeier im Jahresverlauf
Das Leben des Bartgeiers ist hauptsächlich durch die Fortpflanzung und Nahrungssuche geprägt. Nur junge Geier verbringen noch einen Großteil des Jahres damit ihren Lebensraum zu erkunden.
Bartgeier beginnen bereits im Herbst mit dem Nestbau. Hieran beteiligen sich wie auch bei der Jungtieraufzucht beide Geschlechter. Zwischen Dezember und Februar werden dann 2 Eier gelegt, die etwa 54 Tage bebrütet werden bis zwei Küken schlüpfen, wovon nur eines überlebt. Die Nestlingszeit dauert bis in den Sommer hinein, wobei das Jungtier noch bis in den Herbst von den Elterntieren mit Futter versorgt wird.
Die Mauser des Bartgeiers zieht sich über mehrere Jahre. Die erste Mauser gestaltet sich in einer Zeitspanne von 2 bis 2,5 Jahren sehr individuell, beginnt mit etwas über einem Jahr und ist meist mit ca. 3 Jahren abgeschlossen. Die zweite Mauser beginnt dann im Alter von 3 bis 4 Jahren und ist mit 5,5 bis 7 Jahren abgeschlossen. Die Federn werden dabei fast ausschließlich in den Monaten April bis Ende Oktober/Anfang November gewechselt.
Management, Wiederansiedelung und Monitoring
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Aufgrund regelmäßiger Zuchterfolge in Gefangenschaft wurde in den 70iger Jahren ein internationales Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen unter der Federführung der Vulture Conservation Foundation (VCF) gestartet. Dieses Projekt setzt sich aus den drei Projektphasen Aufbau eines Zuchtstockes (1), Freilassung (2) und Monitoring (3) zusammen. In der ersten Phase wurden in Zoos gehaltene Bartgeier zu Zuchtpaaren zusammengeführt und in ein Europäisches Erhaltungsprogramm (EEP) eingebettet. Somit konnte ein ausreichend großer Zuchtstock aufgebaut werden und die erste Freilassung erfolgte 1986 im Rauriser Krumltal im Nationalpark Hohe Tauern. Durch die guten Zuchterfolge folgten weitere Aussetzungsgebiete in Frankreich, der Schweiz und Italien. Seit 1993 wurden jedes Jahr junge Bartgeier in diesen Gebieten in die Freiheit entlassen. 1996/1997 konnte erstmals wieder eine Freilandbrut im Alpenraum nachgewiesen werden. Seitdem steigt die Zahl der Brutpaare zwar arttypisch langsam, jedoch kontinuierlich an. Im angrenzenden Österreich wurden 2018 die letzten Jungvögel freigelassen. 2019 konnten im Alpenraum 39 flügge Jungtiere nachgewiesen werden, was bei 50 Brutpaaren eine natürliche Reproduktion von ca. 72 % bedeutet. Ein großer Erfolg war der erste Brutnachweis im Lechtal, welcher den nördlichsten und den einzigen in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bayern darstellt. Einer der wichtigsten Bausteine für den Erfolg der Wiederansiedlung des Bartgeiers war jedoch der Aufbau eines Monitoring-Netzwerkes. Das Monitoring der einzelnen Länder, welches ein Netz an freiwilligen Beobachtern enthält, wurde ausgebaut und in ein Internationales Bartgeier Monitoring (IBM) integriert. Durch die individuelle Markierung der jungen Bartgeier vor der Freilassung mit Hilfe von gebleichten Federn an den Flügeln und/oder am Stoß, können die Tiere bis zu ihrem 3. Lebensjahr individuell wiedererkannt werden. Somit konnten bereits wichtige Erkenntnisse über das zum Teil sehr individuelle Wander- und Raumnutzungsverhalten des Bartgeiers gewonnen werden. Um weitere Lücken im Wissen über die Wanderungen zu schließen, bekommen die jungen Bartgeier im Rahmen des Auswilderungsprojektes im Alpenraum seit 2004 einen GPS-Sender. Ergänzt wird das Ganze durch ein genetisches Monitoring der Freiland- wie auch Zuchtvögel. Von jedem freigelassenen Tier wird mittels einer Blutprobe ein genetischer Fingerabdruck erstellt. Von bekannten Paaren im Freiland werden Federn am Horst oder Übernachtungsplatz gesammelt. Dadurch ist es möglich die genetische Struktur, das Geschlechterverhältnis und Migrationen zwischen den natürlichen Populationen zu erfassen.
2021 fiel nun der offizielle Startschuss des Wiederansiedlungsprojektes für den Bartgeier in Bayern. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., der Nationalpark Berchtesgaden und der Tierpark Nürnberg setzen sich mit vereinter Kraft für die baldige Rückkehr des Bartgeiers als Brutvogel in den bayerischen Alpen ein. Am Vormittag des 10.06.2021 und 09.06.2022 wurden je zwei mit GPS-Sendern versehene Jungvögel aus Andalusien in den Auswilderungshorst im Klausbachtal im Nationalpark Berchtesgaden gebracht. Die Auswilderung erfolgte wie in anderen Gebieten nach der sog. Hacking-Methode. Dabei werden die noch flugunfähigen, ca. 95 Tage alten Jungvögel in Auswilderungshorste gesetzt. Dort werden sie noch über Wochen bis zur Selbstständigkeit von einem erfahrenen Team überwacht und mit Futter versorgt. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass die Jungvögel den Menschen nicht als Futterlieferanten identifizieren. Mit ca. 116 Tagen unternehmen die jungen Bartgeier die ersten Flugversuche. Bis 2030 sollen nun jährlich 2 bis 3 Jungvögel auf diese Weise im Nationalpark Berchtesgaden ihren Weg in die Freiheit finden.
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Das Monitoring des Bartgeiers im Alpenraum fußt auf verschiedenen Methoden. Eine davon ist die Sichtbeobachtung durch Experten oder Naturfreunde. Die individuelle Markierung der Vögel erlaubt eine eindeutige Zuordnung der Tiere. Die Sichtbeobachtung wird außerdem durch eine gezielte Beobachtung der Brutpaare durch Experten, ein genetisches Monitoring und die Überwachung der freigelassenen Tiere mit Hilfe von GPS-Sendern ergänzt.
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