Wanderfalke

Wanderfalke sitzt auf SteinZoombild vorhanden

© Chris Hill–Fotolia.com

Der Wanderfalke ist in Bayern ein seltener Vogel. Dank gezielter Schutz- und Auswilderungsprogramme hat sich das Brutareal des schnellen Jägers seit den späten 1990er Jahren aber erfreulicherweise wieder vergrößert. Wanderfalken sind hochspezialisierte Vogeljäger. Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen Vögeln, die im Flug erbeutet werden. Geschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometer sind dabei möglich.

Erscheinungsbild

Wanderfalke im Profil. Kopf, Schnabel und schwarz-weiße Brust sind gut erkennbar.
Im Vergleich zu den anderen heimischen Falken ist der Wanderfalke deutlich größer und sehr kräftig gebaut. Kopf und Rücken sind schiefergrau und die helle Bauchseite ist fein quergebändert. Markant ist der dunkle Bartstreif auf hellem Wangenuntergrund. Ähnlich wie beim Habicht ist die Brust beim Jungvogel längsgebändert und das Gefieder wirkt bräunlicher und geschuppt.
An den Fängen ist die Mittelzehe besonders lang ausgeprägt und mit "Haltenoppen" versehen, was für Vogeljäger charakteristisch ist. Im Flugbild fallen die spitzen, leicht gewinkelten Flügel auf.
Das Männchen ("Terzel") ist kleiner als das Weibchen.

Wissenswertes auf einen Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Falco peregrinus
  • Gewicht: Männchen bis 750 g, Weibchen bis 1,3 kg
  • Größe: Länge 40 bis 50 cm, Flügelspannweite 85 bis 120 cm
  • Alter: bis 20 Jahre
  • Geschlechterunterschied: Weibchen größer als Männchen, keine Unterschiede im Gefieder
  • Gelege: 2 bis 5 Eier, 1 Gelege je Jahr

Die Stimme des Wanderfalken

Wanderfalke sitzt und schaut in Richtung des Betrachters

© Chris Hill–Fotolia.com

Hier können Sie seinen Warn- und Kontaktruf "rähk, rähk…" hören.

Autor: Frommolt, Karl-Heinz / Tierstimmenarchiv Berlin

Der Wanderfalke in Bayern

Gestützt durch Auswilderungsprogramme hat der Wanderfalke in Bayern zwischenzeitlich wieder einen Bestand von 210 bis 230 Brutpaaren erreicht (Rödl et. al 2012). Er ist zerstreut verbreitet, jedoch mit Schwerpunkten im unterfränkischen Maintal, der Frankenalb und im Alpenraum.

Lebensraum und Lebensweise

Wanderfalke sitzt auf SteinZoombild vorhanden

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Der Wanderfalke ist sehr anpassungsfähig und brütet in den verschiedensten Lebensräumen, sofern ein ungestörter Brutplatz und reichlich Nahrung vorhanden sind. Er jagt überwiegend in offener Landschaft. Die Nahrungsflüge finden während der Brutzeit meist im Nahbereich des Horstes, in bis zu drei Kilometern Entfernung, statt. Außerhalb dieser Zeit vergrößert er seinen Aktionsraum deutlich.
Falken bauen kein richtiges Nest. Als Nistplatz suchen sie deshalb vor allem Nischen in Felswänden, aber auch in Gebäuden und nehmen sogar Nisthilfen an. Der Wanderfalke erreicht die Brutreife meist erst im dritten Lebensjahr und ist dann zumindest für eine Brutsaison, häufig aber auch auf Dauer, monogam. Die Brutreviere werden im Umkreis von einigen hundert Metern vehement gegen Artgenossen verteidigt.

Ernährung

Wanderfalke sitzt und schaut in Richtung des BetrachtersZoombild vorhanden

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Der Wanderfalke lebt fast ausschließlich von Vögeln verschiedenster Art. Bei der Verfolgung der Beute in der Luft kann er sehr schnell fliegen oder noch schneller aus großer Höhe herabstürzen. Ergriffene Vögel werden reflexartig mit einem Biss in das Genick getötet, obwohl sie meist bereits durch die Wucht beim Aufprall der Fänge verenden. Dafür besitzt der Falke am Oberschnabel neben dem Reißhaken einen zusätzlichen Haken, den sog. „Falkenzahn“. Bei größeren Beutetieren wie Tauben, Krähen oder Möwen lässt der Wanderfalke häufig ganze Skelette mit ungerupften Flügeln übrig.

Der Wanderfalke im Jahresverlauf

Die Paarbildungs- und Balzzeit dauert in der Regel von Anfang Februar bis Ende März. Danach legt das Weibchen zwei bis fünf Eier, die überwiegend, aber nicht ausschließlich vom Weibchen ausgebrütet werden. Die Nahrung beschafft während dieser Zeit hauptsächlich der Terzel. Nach etwa einem Monat (ca. Ende April) schlüpfen die Jungen, die nach weiteren fünf bis sechs Wochen ausfliegen. Einen weiteren Monat lang werden sie dann noch von den Altvögeln gefüttert, ehe sie im Juli ganz selbständig werden.
Die jährliche Vollmauser des Klein- und Großgefieders erstreckt sich von April bis Oktober. Beim Männchen beginnt die Mauser nach dem Schlüpfen der Jungen.

Liniendiagramm der Aktivitäten des Wanderfalken im Jahresverlauf

Der Wanderfalke ist fast auf der ganzen Welt verbreitet. In Nordeuropa ist er ein Zugvogel und zieht im Winter nach Mittel- und Osteuropa. In Mitteleuropa sind die Altvögel meist Standvögel und bleiben ganzjährig im oder nahe des Brutreviers. Die Jungvögel unternehmen oft weite Wanderungen und ziehen im Herbst in südwestlicher Richtung ab.

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Balz: Paarungszeit
  • Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
  • Terzel: männliches Tier
  • Weib, Falke: weibliches Tier
  • Ständer: Beine, Zehen
  • Hände: Füße in der Falknersprache
  • Hosen: Beinbefiederung
  • Stoß: Schwanz
  • Geschmeiß: Kot
  • Kröpfen, atzen: fressen
  • Binden: Beute fangen in der Falknersprache

Management

Der Wanderfalke unterliegt dem Jagdrecht, genießt jedoch ganzjährig Schonzeit.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).

Als universeller Begleiter für die Beizjagd auf Vögel wird der Wanderfalke schätzungsweise bereits seit dem 3. Jahrhundert in Mitteleuropa eingesetzt.

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