Auerwild

Auerhahn seitlichZoombild vorhanden

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Der größte Hühnervogel Europas ist ein scheuer Waldvogel. Auerhühner sind perfekt an ein Leben in Nadelmischwäldern angepasst. Im Winter können sie sogar den schwer verdaulichen Kiefern- und Fichtennadeln noch Nährwert abgewinnen. Im Sommer fressen sie hingegen hauptsächlich ihre Leibspeise: Heidelbeeren. Die natürlichen Lebensräume des Auerhuhns finden sich in Bayern vor allem in den großflächigen Wäldern der Gebirge und Mittelgebirge.

Expertenwissen Auerwild

Auerhenne © Robert Reiter

Im „Expertenwissen Auerwild“ werden aktuelle Themen rund um das Thema Auerwild und Raufußhühner vorgestellt. Studien zur potentiell natürlichen Verbreitung der Raufußhühner, ihre Anpassungen an den Winter und die Kartierung des Auerwilds im Rahmen der Natura - 2000 Managementplanung erlauben Einblicke in die Biologie und die Lebensraumansprüche des scheuen Hühnervogels.

Erscheinungsbild

Auerhahn im Fichtenwald auf einer schneebedeckten LichtungZoombild vorhanden

© Wimmer, N.

Auerhühner zählen zu den Raufußhühnern, weil ihre Beine befiedert sind. Die kräftigen Beine, der kompakte Körper und der krumme, um die Nasenlöcher ebenfalls befiederte Schnabel sind weitere Merkmale für ihre Zugehörigkeit zu dieser Gruppe.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Hähne sind um ein Drittel größer als die Hennen und wirken aus der Ferne fast schwärzlich. Aus der Nähe betrachtet sind sie jedoch überraschend bunt: Die dunklen Federn am Schwanz und auf der Bauchunterseite sind weiß gesprenkelt. Ihre Flügel heben sich dunkelbraun vom Körper ab und auf der Halsseite schillert ein metallisch blau-grünliches Feld. Am auffälligsten sind die leuchtend roten Hautpartien über den Augen. Diese sogenannten Rosen schwellen zur Balzzeit im Frühjahr deutlich an.
Die Hennen hingegen sind in verschiedenen Brauntönen gestreift und damit gut getarnt. Von der kleineren, aber ähnlich gefärbten Birkhenne kann man sie gut aufgrund der ungebänderten Brust unterscheiden. Im Winter besitzen die Vögel an den Zehen Federstifte, die wie Schneeschuhe wirken.

Beim Losfliegen hört man von schweren Hühnervögel ein lautes polterndes Geräusch. Im Flug erkenn man sie gut an den kräftigen Flügelschlägen, die sich mit längeren Gleitstrecken abwechseln. Walzenförmige Losungsreste (Kot) werden in größeren Mengen unter den Schlafbäumen oder an Ruheplätzen meist auf erhöhten Geländestellen, wie Baumstümpfen, abgegeben. Sie sind ein wichtiger Nachweis für die ansonsten recht scheuen Vögel.

Wissenswertes auf einen Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Tetrao urogallus
  • Gewicht: Hähne 5 (bis 6,5) kg, Hennen bis 2,5 kg
  • Größe: Gesamtlänge Hähne bis 90 cm, Hennen bis 65 cm, Flügelspannweite 80 bis 125 cm
  • Alter: bis 12 Jahre
  • Geschlechterunterschied: deutlicher Unterschied zwischen Hahn und Henne
  • Gelege: 5 - 11 (meist 7-8) Eier; ein Gelege pro Jahr

Rackelwild

Die Artbestimmung von Raufußhühnern wird dadurch erschwert, dass es zu Kreuzungen zwischen den Arten kommen kann. Kreuzungen zwischen Birk- und Auerhuhn bezeichnet man als Rackelhuhn. Die häufigste Konstellation scheint hierbei die Paarung zwischen Birkhahn und Auerhenne zu sein. Bezüglich der Körperform und der Gefiederzeichnung entstehen dann Mischformen aus den beiden Elternarten. Gleiches gilt für die Ernährungsweise und das Verhalten. Über die Biologie des Rackelwildes ist jedoch nur wenig bekannt. Rackelhähne scheinen nur eingeschränkt fortpflanzungsfähig zu sein und Rackelhennen legen offenbar nur unbefruchtete Eier.

Die Stimme des Auerhahns

Auerhahn seitlich

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Hier hören Sie die typischen Lautäußerungen des Auerhahns während der Balz.

Autor: Giersch / Tierstimmenarchiv Berlin

Auerwild in Bayern

Das Auerhuhn ist in Bayern vor allem in den großen Nadelmischwaldgebieten der Mittelgebirge und der Alpen verbreitet. Außerhalb dieser Bereiche sind nur wenige Einzelnachweise bekannt. Laut Brutvogelatlas für Bayern (Rödl et. al 2012) wird der aktuelle Bestand auf ca. 1.200 bis 1.800 Individuen geschätzt.

Lebensraum und Lebensweise

Auerwildküken in dichtem GeästZoombild vorhanden

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Auerhühner sind ursprünglich Bewohner der borealen Taigawälder und vermutlich nach der letzten Eiszeit bei uns eingewandert. Als Lebensraum dienen großflächige lichte Wälder mit hohen Nadelholzanteilen, da das Auerhuhn im Winter auf deren Nadeln als Nahrung angewiesen ist.
Die offenen Waldstrukturen erfüllen die vielfältigen Anforderungen des Auerhuhns: Sie ermöglichen eine gute Übersicht, geben dem großen Vogel genügend Platz zum Fliegen und bieten kleine offene Arenen für die Balz. Auch fällt genug Licht auf den Boden, was eine vielfältige, aber lockere und damit gut durchdringbare Krautschicht fördert. Sie bietet Versteckmöglichkeiten und Nahrung. Nachts schlafen die Vögel bevorzugt in tiefbeasteten Nadelbäumen.
Die Raumansprüche des störempfindlichen Vogels sind sehr groß und umfassen im Jahresverlauf durchschnittlich 500 Hektar je Individuum.

Den Höhepunkt im Jahresverlauf des Auerhuhns bildet die spektakuläre Arenabalz. Ab März finden sich paarungswillige Hähne an den alljährlich gleichen Balzplätzen ein. Die Balz beginnt früh morgens zunächst mit dem charakteristischen Balzgesang auf Bäumen. Später kommen die Hähne auf den Boden und verteidigen dort energisch kleine Territorien gegenüber ihren Artgenossen.

Die Hennen erscheinen meist erst Anfang Mai an den Balzplätzen und suchen sich den vermeintlich dominantesten Hahn aus. Einmal begattet zieht sich die Henne zurück und kümmert sich allein um das Brutgeschäft und die Jungenaufzucht.
Nach zwei bis drei Monaten löst sich der Familienverband auf. Im Winter bilden sich meist nach Geschlechtern getrennte lose Trupps.

Ernährung

Auerhahn sitzt auf einem schneebedeckten HügelZoombild vorhanden

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Auerhühner ernähren sich überwiegend vegetarisch. Nur in den ersten Wochen benötigen die Küken eiweißreiche Nahrung in Form von Insekten. Im Winter stehen die Nadeln von Kiefer, Tanne oder Fichte an erster Stelle des Speiseplanes. Mit Hilfe von Magensteinchen werden diese im kräftigen Muskelmagen zerkleinert.
Den Rest des Jahres werden Triebe, Knospen, Blätter und Früchte von (Laub-)Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Gräsern verzehrt. Eine besondere Rolle spielen die Beersträucher, allen voran die Heidelbeere. Ihre Triebe und Blätter werden ganzjährig genutzt. Zur Reifezeit der Beeren verspeist ein Vogel täglich bis zu zwei Kilogramm der Vitamin-C-reichen Früchte.

Auerwild im Jahreszyklus

In folgender Grafik sind wichtige Zeiten im Jahresverlauf des Auerwilds dargestellt.

Liniendiagramm der Aktivitäten des Auerwilds im Jahresverlauf

Die Paarungszeit beginnt mit der Hahnenbalz ab Anfang März. Ende April bzw. Anfang Mai kommen die Hennen zu den Balzplätzen hinzu. In dieser kurzen Zeit der Hochbalz erwählen sich die Hennen einen Hahn und werden von ihm begattet. Das Brutgeschäft ist alleinige Aufgabe der Henne. Von Mitte April bis Ende Mai baut sie das Nest, in das sie 5 bis 11 Eier legt und anschließend 24 bis 26 Tage bebrütet.
Die Jungen schlüpfen gleichzeitig und verlassen als Nestflüchter meist noch am selben Tag den Brutplatz. Da sie in den ersten Tagen ihre Körpertemperatur noch nicht selbst aufrechterhalten können, werden sie noch zwei bis drei Wochen von der Henne gehudert, also im Gefieder gewärmt. Nach diesem Zeitraum können sie auch bereits kürzere Strecken fliegen. Mit zwei bis drei Monaten sind die Jungen ausgewachsen und der Familienverband löst sich gegen Ende August bis in den September auf (Ende der Aufzuchtphase).
Die Zeit der Mauser (Wechsel und Erneuerung des Federkleids) erstreckt sich von Ende Mai bis spätestens Ende Oktober. Im Oktober schließt sich noch einmal eine kurze Phase der Herbstbalz an, bei der sich jedoch nur mehr die Hähne am Balzplatz einfinden. Vermutlich ist daran eine ähnliche Sonnenscheindauer wie in der Hauptbalzzeit im April schuld. Die Weibchen fallen darauf anscheinend aber nicht rein.

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Hahn: männliches Tier
  • Henne: weibliches Tier
  • Hudern: Schützen der Nestlinge vor ungünstigen Witterungseinflüssen
  • Huderpfanne: Staubbadestelle
  • Gesperre: Henne und Küken
  • Gelege: Eier bzw. Eier mit Nest
  • Mauser: Wechsel/Erneuerung der Federn
  • Ständer: Beine
  • Balz: Paarungszeit
  • Schaufeln: Schwanzfedern
  • Rosen: nackte, farbige Haut über den Augen
  • Treten: Begattung
  • Abreiten: Auffliegen
  • Balzstifte: Federstifte an den Zehen im Winter

Management

Das Auerhuhn hat in Bayern ganzjährig Schonzeit, da die kleinen Bestände seit Jahren rückläufig sind.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).

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