Murmeltier

Murmeltier seitlichZoombild vorhanden

© Hitman1234-Fotolia.com

Das Murmeltier, oder Mankei wie es in Bayern auch genannt wird, ist sicher eines der beliebtesten und bekanntesten Tiere des Alpenraumes. Als Bergwanderer hört man häufig das schrille Warnpfeifen der alpinen Nager. Zu Gesicht bekommt man sie seltener, da sie bei nahender Gefahr sofort in ihre Baue flüchten.

Erscheinungsbild

Ein Murmeltier stellt sich auf die Hinterpfoten und macht "Männchen".
Murmeltiere gehören zur Familie der Hörnchen. Sie haben allerdings, ganz Hörnchen untypisch, einen eher gedrungenen, kegelförmigen Körperbau und nur wenig ausgeprägte Backen.

Ihr Pelz ist graubraun in verschiedenen Varianten gefärbt und sehr dicht. Der Kopf besitzt eine abgerundete Schnauze, dunkle, seitlich stehende Augen und kleine, dicht am Fell liegende Ohren. Der meist etwas dunkler gefärbte Schwanz ist buschig behaart mit einer schwarzen Quaste am Ende.
Murmeltiere sind Grab- und Nagetiere, entsprechend sind die Pfoten kräftig, mit langen Krallen bestückt und unbehaart. An den Vorderpfoten haben Murmel vier Zehen, an den Hinterpfoten sind es Fünf.

Wie alle Nagetiere, hat auch das Murmeltier vier große Nagezähne, die das ganze Leben lang wachsen. Harte "Nagearbeit" ist also wichtig damit die Zähne die richtige Länge haben. Wenn man den gemächlichen, watschelnden Gang eines Murmels sieht, ist man überrascht wie schnell sie bei der Flucht in den Bau werden können.

Murmeltier und Junges

© Marcohoffmann-Fotolia.com

zwei Murmeltiere

© Ueuaphoto-Fotolia.com

zwei Murmeltiere kämpfen

© Andrea Izzotti-Fotolia.com

mehrere Murmeltiere

© Marcohoffmann-Fotolia.com

Wissenswertes auf einen Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Marmota marmota
  • Gewicht: 6–8 kg
  • Größe: Kopf-Rumpf-Länge 50–60 cm
  • Alter: bis zu 15 Jahren
  • Geschlechterunterschied: schwer zu unterscheiden, Männchen meist leicht dunkler gefärbt
  • Fortpflanzung: 3 – 4 Junge (max. 6)

Warnruf des Murmeltiers

zwei Murmeltiere

© Ueuaphoto-Fotolia.com

Das Murmeltier stößt bei Gefahr einen markanten Pfiff aus, der alle Artgenossen der Umgebung warnt. Auf schnellstem Wege verschwinden dann die Tiere in ihrem Bau.

Autor: Frommolt, Karl-Heinz / Tierstimmenarchiv Berlin

Murmeltiere in Bayern

In Bayern ist das Murmeltier aktuell nicht als gefährdet eingestuft. Nach der intensiven Bejagung bis ins letzte Jahrhundert haben sich die Bestände wieder erholt. Seine natürlichen Feinde wie Steinadler, Kolkrabe, Uhu oder andere Beutegreifer sind ebenfalls selten und haben daher kaum Einfluss auf die Population.

Lebensraum und Lebensweise

Murmeltier stehen vor Felsen und BlumenZoombild vorhanden

© Robertoc-Fotolia.com

Murmeltiere sind über den gesamten Alpenbogen verbreitet. Ihre Lebensräume liegen vor allem über der Waldgrenze, auf Almen und Bergweiden. Dort, meist zwischen 900 und 2.500 Metern Höhe, legen sie ihre weitläufigen Baue an. Dabei bevorzugen sie sonnige Südhänge, die nach den langen Bergwintern rasch von der Frühlingssonne erwärmt werden.

Folgt man den Alpen weiter nach Süden werden Murmeltiere seltener und suchen sich bevorzugt höher gelegene Habitate. Da sie nur wenige Schweißdrüsen haben und somit schlecht an ein warmes Klima angepasst sind, siedeln sie sich nicht in den tiefer gelegenen, wärmeren Regionen an.
Nicht zuletzt wegen dieser geringen Wärmetoleranz verbringen Murmeltiere 90 % ihres Lebens unter der Erde. Sie bewohnen weitläufige Baue, die oft über Generationen hinweg erweitert werden. Die vielen Tunnel und Kammern dienen zum Schutz vor Feinden, zur Jungenaufzucht und als Schlafquartier.
Murmeltiere sind sehr gesellige, tagaktive Tiere. Sie leben in Familiengruppen, die meist aus einem Männchen und einem Weibchen und deren Nachkommen bestehen und bis zu 20 Tiere umfassen können. Innerhalb dieser Gruppen herrschen strikte, geschlechtergetrennte Hierarchien vor.
Murmeltiere sind sehr territorial. Die Territorien von ein bis fünf Hektar Größe werden unerbittlich gegen gruppenfremde, gleichgeschlechtliche Tiere verteidigt.

Ernährung

Murmeltier auf WieseZoombild vorhanden

© Magalice-Fotolia.com

Beim Essen sind Murmeltiere äußerst wählerisch. Sie ernähren sich von hochwertigen, gutverdaulichen Gräsern und Kräutern der Gebirgswelt. Pflanzen wie Alpenklee, Mutterwurz und Bergwegerich werden vollständig gefressen - inklusive Wurzeln. Durch den recht hohen Nährwert setzen die Murmel in der kurzen Vegetationsperiode des alpinen Sommers schnell viel Fett an. Das ist essentiell für den nächsten Winter, denn dann brauchen sie gute Reserven um den Winterschlaf zu überstehen.
Neben Pflanzen als Hauptnahrungsquelle, stehen je nach Verfügbarkeit gerne auch Insekten, Larven und Regenwürmer auf dem Speiseplan. Ihren Flüssigkeitsbedarf decken diese Alpenbewohner nicht an den klaren Gebirgsbächen, sondern ausschließlich durch feste Nahrung.
Murmeltiere legen im Herbst keine Nahrungsvorräte an, da sie den Winter komplett verschlafen.

Schlafen wie ein Murmeltier

Murmeltier vor AlpenpanoramaZoombild vorhanden

© Elysetta86-Fotolia.com

Schläft jemand besonders tief und fest, sagt man er schläft wie ein Murmeltier. Das kommt nicht von ungefähr, denn Murmeltiere sind echte Winterschläfer.
Sie verschlafen die kalte Jahreszeit von Oktober bis Mai mit ihrem Familienverband im Bau. Während dieser Zeit wird keine Nahrung aufgenommen, die Körpertemperatur sinkt bis auf 5 °C und die Körperfunktionen werden auf ein Minimum beschränkt.
Alle paar Wochen wachen die Tiere auf und die Körpertemperatur erhöht sich kurzzeitig auf Normaltemperatur. Dieser Verlauf der Körpertemperatur ist bei der ganzen Gruppe synchron: Sie wachen also alle gleichzeitig auf.

Murmeltiere im Jahresverlauf

zwei streitende MurmeltiereZoombild vorhanden

© Andrea Izzotti-Fotolia.com

Von Oktober bis März halten Murmeltiere Winterschlaf. Die Paarungszeit beginnt gleich nach dem Aufwachen am Ende der Schlafphase.
Typische Paarungsrituale der Männchen, wie Scheinkämpfe mit trommelnden Pfoten, sind dann auf Bergwiesen zu beobachten. Die Paarung selbst findet aber in den Tiefen der Winterbaue statt. Das ranghöchste Weibchen der Gruppe paart sich mit mehreren Männchen. Rangniedrigere Weibchen werden ebenfalls gedeckt - durch die Ranghöchste aber so lange drangsaliert, bis sie den Fötus wieder verlieren. Der Nachwuchs stammt also nur vom ranghöchsten Weibchen ab.
alle zwei Jahre werden einer Tragzeit von nur etwa 33 Tagen im Sommerbau durchschnittlich drei bis vier nackte und blinde Junge geboren. Bei der Geburt wiegen sie etwa 30 Gramm und werden für sechs Wochen gesäugt, bevor sie Anfang Juli zum ersten Mal an die Oberfläche kommen und feste Nahrung zu sich nehmen.

Eine möglichst frühe Geburt ist wichtig, damit die jungen Murmel mehr Zeit haben, sich ausreichend Winterspeck anzufressen. Die Sterblichkeitsrate während des Winterschlafes ist mit über 30 % sehr hoch. Eine schnelle Entwicklung der Jungen bis zum Beginn des Winters erhöht deren Überlebenschancen.
Bis zum Herbst wiegt der Nachwuchs bereits halb so viel wie ein ausgewachsenes Murmeltier. Erst nach zwei Jahren sind die kleinen Murmeltiere ausgewachsen und geschlechtsreif. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei drei bis vier Jahren, im Schutz des Familienverbandes kommen immer wieder auch ältere Tiere von bis zu 12 Jahren vor.

Jägersprache

Beim Murmeltier werden unter den Jägern unter anderem folgende Begriffe verwendet:

  • Mankei, Murmel: Murmeltier
  • Bär: Männliches Tier
  • Katze: Weibliches Tier
  • Affen: Junge
  • Branten: Pfoten
  • Rute: Schwanz
  • Bärzeit: Fortpflanzungszeit
  • Schopf: Wohnhöhle im Bau

Management

Gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 1 Bundesjagdgesetz unterliegt das Murmeltier dem Jagdrecht.

Es besitzt jedoch keine Jagdzeit und ist daher in Bayern ganzjährig geschont.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Weiterer Nager im Wildtierportal