Wald

Waldlandschaft im Frühjahr

Frankenwald (© Kudernatsch, T.)

Im dichtbesiedelten Mitteleuropa mit seiner meist intensiv genutzten Landschaft ist der Wald für viele unserer heimischen Wildarten ein wichtiger Lebens- und Rückzugsraum. Ob ein Wildtier im Wald lebt oder nicht, wird durch die Lebensraumansprüche der jeweiligen Art bestimmt.
Zu den "typischen" Waldbewohnern gehört beispielsweise die Wildkatze. Diese benötigt große, reich strukturierte Wälder vom Tiefland bis zu den unteren Lagen der Mittelgebirge. Wo die Wildkatze auftritt, finden häufig auch andere "Wald-Arten" wie Baummarder, Schwarzstorch oder Haselhuhn optimale Lebensbedingungen vor.
Andere Wildtiere sind dagegen weniger eng an den Wald gebunden. Anpassungsfähige Arten wie beispielsweise Reh- oder Schwarzwild können sowohl im Wald, als auch in der landwirtschaftlichen Flur und mitunter sogar in Städten angetroffen werden. Wieder andere Arten nutzen den Wald bevorzugt zu einer bestimmten Jahreszeit. So suchen z. B. manche Gämsen oder Schneehasen in schneereichen Wintern Schutz und Nahrung im Bergwald.

Lebensraum Wald - überall anders

Obwohl Bayern das waldreichste Bundesland ist, gibt es auch dort große regionale Unterschiede in der Waldverteilung. Besonders waldreiche Regionen sind der Spessart oder der bayerische Alpenraum sowie Bereiche der ostbayerischen Mittelgebirge. Unterdurchschnittliche Waldanteile finden sich hingegen im Süden Bayerns zwischen Donau und Alpen oder auf der Fränkischen Platte in Unterfranken.
zwei Rothirsche stehen im dichten FichtenwaldZoombild vorhanden

© Blesch, H.

Die unterschiedliche Waldverteilung wirkt sich auch auf das Vorkommen und den Umgang mit unseren Wildtieren aus. So stellen waldreiche Gegenden nicht selten einen wichtigen Rückzugsraum für scheue und störungsempfindliche Wildarten dar. Das Rotwild beispielsweise war ursprünglich in offenen Landschaften und Auen beheimatet, lebt heute aber überwiegend in den noch verbliebenen größeren und geschlossenen Waldgebieten. Um Lebensraum und Bestand des Rotwildes zu sichern, wurden daher in diesen Bereichen sogenannte Rotwildgebiete geschaffen. Sie sind Teil der freien Natur, nicht abgezäunt und für Mensch und Tier frei zugänglich.
ein Luftbild einer Agrarlandschaft mit vielen unterschiedlich gefärbten Feldern.Zoombild vorhanden

strukturreiche Region

In waldarmen Gegenden Bayerns liegt der Fokus beim Wildtiermanagement, neben dem Erhalt der Waldflächen, häufig mehr auf den landwirtschaftlichen Flächen. So ist es ein erklärtes Ziel, in intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereichen die Lebensräume für Wildtiere in der Agrarlandschaft ökologisch aufzuwerten, zu gestalten und miteinander zu verbinden. Dies sorgt für bessere Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen, schafft eine strukturreiche Kulturlandschaft und fördert somit auf vielfältige Art und Weise die bayerische Artenvielfalt.

Wildtiermanagement und Beratung

Wälder im Wandel

Ein Waldboden mit vielen jungen BäumenZoombild vorhanden

© Brehm, G.

Das Gesicht unserer Wälder hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert.
Es gibt heute mehr alte Bäume, mehr Laubbäume und auch mehr Totholz (abgestorbene Bäume) als noch vor 10 Jahren. In jüngeren Wäldern ist durchschnittlich jeder zweite Baum ein Laubbaum. Der Großteil unserer Wälder (85 Prozent der Waldfläche) besteht aus zwei oder noch mehr Baumarten. Der Anteil der gegenüber Schäden anfälligen Reinbestände (Monokulturen) liegt daher aktuell bei nur noch 15 Prozent. Bemerkenswert ist auch, dass die nächste Waldgeneration in den meisten Fällen unter dem Schutz des Kronendaches des Altbestandes heranwächst. Der Wald ist somit auf allen Ebenen ständig mit Bäumen bestockt, sozusagen ein „Dauerwald“. Kahlflächen bilden die Ausnahme. Diese Entwicklung ist erfreulich, da derartig naturnahe und vielfältige Mischwälder besonders widerstandsfähig und somit bestens für die Zukunft gerüstet sind.
Wildschwein im WaldZoombild vorhanden

© natureimmortal-Fotolia.com

Auch für viele Wildtiere ist der Wandel unserer Wälder positiv. So ist das Angebot an Nahrung, Deckung und anderen wichtigen Lebensraumstrukturen im Wald heute vielfach größer als in der Vergangenheit. Neben anderen Aspekten wie dem Klimawandel oder dem Fehlen von großen Beutegreifern ist dies einer der Gründe, warum die Bestände mancher Wildarten in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Rehwild oder Schwarzwild können hier als Beispiel genannt werden.
Tortendiagramm mit der Besitzstruktur der Waldfläche Bayern

Tortendiagramm Waldbesitz

Bild in Originalgröße

Wald mit Bach

© Kudernatsch, T.

Totholz im Wald

© SimoneWerner-Ney-Fotolia.com

Diese aus Sicht der Wildtiere an sich positive Entwicklung kann aber auch zu Problemen führen, da Wildtiere durch ihre Lebensweise und die Nahrungsaufnahme in unterschiedlicher Weise Einfluss auf das Ökosystem Wald nehmen. Jede Wildart zeigt dabei artspezifische Verhaltensmuster, die sich unterschiedlich auf ihren Lebensraum auswirken.
Bei angepassten Wilddichten stellt dies für die natürlich Entwicklung des Waldes kein Problem dar. Sind die Wilddichten jedoch zu hoch, kann es zu beträchtlichen Schäden und daraus resultierenden Nachteilen für Wald, Waldbesitzer und Gesellschaft kommen. Die Jagd erfüllt deshalb als regulierend wirkendes Instrument eine wichtige Funktion für unsere Gesellschaft.

Der Bayerische Agrarbericht online (StMELF) Externer Link

Überlebensgarant Bergwald

Nirgendwo anders sind die Menschen so zwingend auf den Wald angewiesen, wie im Gebirge. Auch das Alpenvorland würde ohne den Bergwald in weiten Teilen unbewohnbar sein. Die überragende Bedeutung des Bergwaldes, der mit rund 250.000 Hektar knapp die Hälfte des bayerischen Alpenraums bedeckt, liegt im Schutz von Siedlungen und Verkehrsverbindungen vor Lawinen, Steinschlag, Muren und Hochwasser. Aus diesem Grund ist es eine vordringliche Aufgabe, intakte Schutzwälder im Gebirge zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
Selbstverständlich stellen die großen und geschlossenen Wälder der Bayerischen Alpen auch einen wertvollen Lebensraum für viele Wildtiere dar. Typische Bergwaldbewohner sind beispielsweise Rothirsch, Gams oder das Auerwild. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Bergwälder ist es aber zwingend erforderlich, Wald und Wild miteinander in Einklang zu bringen. Eine unverzichtbare Voraussetzung für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung unserer Schutzwälder ist es, die Schalenwildbestände so zu bejagen, dass das Aufwachsen einer schutzfähigen Bergwaldverjüngung möglich wird. Nur so können die Bergwälder auch in Zukunft ihre vielfältigen und für die Bewohner des Alpenraums überlebenswichtigen Leistungen erbringen.

Pressemitteilung: 13 Millionen Bäume zur Sicherung des Alpenraums - 30 Jahre Schutzwaldsanierung: Brunner zieht positive Bilanz Externer Link

abgerutschte Weide

© LWF

Schutzwald oberhalb einer Straße

© StMELF

Hang mit Lawinenanrissen

© LWF

Steinschlag Warnschild

© Janko, C.

Verbauungen

© StMELF

Fels durch Baum aufgehalten

© Dimke, P.

Weiterführende Informationen

Um unsere Wildtiere besser verstehen und den Umgang mit ihnen gestalten zu können, sind Informationen über die verschiedenen Lebensräume eine wichtige Grundlage. Das gilt für die landwirtschaftliche Flur genauso wie für unsere Wälder.

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Forstliche Gutachten

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