Graugans

Graugans schwimmend seitlichZoombild vorhanden

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Graugänse sind Zugvögel, die aus ihren Brutgebieten im Norden Europas in ihre Überwinterungsgebiete an der Nordküste Afrikas fliegen. In Bayern brüteten sie vor 1950 nicht. In den 1950er Jahren wurden wilde Graugänse in Bayern ausgesetzt. Seither breiten sie sich immer intensiver aus, haben allerdings ihr Zugverhalten weitgehend abgelegt.

Erscheinungsbild

Graugansfamilie
Innerhalb der Gattung der grauen Gänse besitzt die Graugans das hellste Gefieder. Charakteristisch ist vor allem der helle Kopf mit dem kräftigen, keilförmigen Schnabel. Wenn sie nicht gerade ruhen oder auf dem Wasser schwimmen ist das beste Erkennungsmerkmal die Farbe der Füße: diese sind blass rosa und nicht orange wie bei Bläss- oder Saatgans. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich nicht. Jung- und Altvögel kann man gut an der Farbe der verhornten Schnabelspitze, des sogenannten Nagels, unterscheiden: Jungvögel haben einen dunklen und Altvögel einen weißlichen Nagel.

Graugänse sehen und hören hervorragend und die Mitglieder einer Familie oder Gruppe stehen ständig über Rufe oder schnatternde Soziallaute miteinander im Kontakt. Ausgewachsene Vögel wiegen 3 bis 4 Kilogramm. Das typische Flugbild einer Gänseschar ist die Keilformation, die aus aerodynamischen Gründen gebildet wird.

Gelege einer Graugans

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Küken

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Gössel am Sandstrand

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Graugans stehend im Wasser

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Graugans steckt Kopf in Gefieder

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Grauganshybrid am Ufer

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Graugans mit Sender

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Graugänse fliegen von einem Feld ab.

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Wissenswertes auf einen Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Anser anser
  • Gewicht: bis 4 kg
  • Größe: bis 70 cm Schulterhöhe, Flügelspannweite bis 180 cm
  • Alter: bis 20 Jahre
  • Geschlechterunterschied: kein deutlicher
  • Gelege: 4 - 9 (12) Eier; ein Gelege je Jahr

Die Stimme der Graugans

Graugänse an Uferpromenade

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Hier hören Sie typische Lautäußerungen von Graugänsen. An dieser Stelle konnten wir dieses "Geschnatter" für Sie integrieren.

Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin

Graugänse in Bayern

Jagdstrecke

Graugansstrecke in Bayern seit 1985 bis 2021Zoombild vorhanden

Gesamtstrecke Graugans seit 1985 (© StMELF)

Die Streckenentwicklung der Graugans ist seit 1985 ansteigend. Im Jagdjahr 2021/2022 wurden in Bayern über 10.600 Graugänse erlegt.

Streckendaten Graugans in Bayern und nach Regierungsbezirken seit 1985 pdf 245 KB

Lebensraum und Lebensweise

Grau- und Kanadagänse mit Jungtieren auf Wiese am See.Zoombild vorhanden

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Wie alle Gänse sind Graugänse auf Stillgewässer, auf denen sie nachts oder auch tagsüber geschützt ruhen können, angewiesen. Im Umkreis um die Rastgewässer (bis 10 km Entfernung) benötigen sie zur Nahrungssuche offenes Grünland. Da sie während der Zeit der Jungenaufzucht flugunfähig sind, werden deckungsreiche Gewässer, z.B. mit größeren Schilfbeständen, bevorzugt. Bei uns kommen Graugänse sowohl in offenen Landschaften mit Seen, Teichen und anderen Stillgewässern aber auch in städtischen Bereichen (Parkanlagen mit Gewässern) vor.
Graugänse zeigen eine große Partnertreue, verpaaren sich jedoch bei Verlust des Partners neu. Das Weibchen brütet im Frühjahr 4 – 9 Eier aus, während sich das Männchen in der Nähe des Nestes aufhält und sein Weibchen bewacht. Trotzdem gehen meist über die Hälfte der Gelege durch Fressfeinde oder durch Störungen am Brutplatz verloren. Nach 2 Monaten haben die Jungen (Gössel) den gefährlichsten Lebensabschnitt überstanden. Sie sind nun flugfähig und bleiben noch bis zum nächsten Frühjahr im Schutze ihres Familienverbandes, ehe sie selbstständig werden.

Ernährung

Maisfeld mit ausgezupften MaispflanzenZoombild vorhanden

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Graugänse ernähren sich überwiegend von Gräsern. Kurzrasige, gut gedüngte und damit eiweißreiche Grünflächen sind deshalb sehr beliebt. Zudem fressen sie Kräuter, Wasserpflanzen, Klee aber auch Raps, Mais und frische Getreidesprossen. Gräser sind relativ nährstoffarm und daher müssen Gänse viel Gras aufnehmen, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Das kann lokal zu Fraßschäden und Problemen mit Verkotung führen.

Graugänse im Jahresverlauf

Durch folgende Grafik können Sie sich über die wichtigsten Aktivitäten der Graugänse im Jahresverlauf informieren. Fragen zur Dauer der Mauser oder Aufzuchtzeit der Jungen werden hier beantwortet. Im Diagramm dargestellt sind die Kernzeiten der jeweiligen Aktivitäten.

Liniendiagramm der Aktivitäten der Graugänse im Jahresverlauf

Graugänse brüten von März bis Ende April. In das Nest werden 4 bis 9 Eier gelegt, die 28 Tage bebrütet werden. In der Regel wird nur einmal im Jahr eine Brut aufgezogen. Nach ungefähr 2 Monaten sind die Jungen flügge, jedoch selbstständig erst im nächsten Jahr (Februar).
Der jährliche Wechsel der Federn (Mauser) findet schwerpunktmäßig in den Monaten Mai und Juni statt. In dieser Zeit sind die Vögel 3,5 bis 4 Wochen flugunfähig.

Jägersprache

Für die Gänse werden unter den Jägern folgende Begriffe verwendet:

  • Ganter: männliches Tier
  • Gans: weibliches Tier
  • Gössel: Gänseküken
  • Gelege: Eier bzw. Eier mit Nest
  • Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
  • Ständer: Beine

Jagd und Management

Die Jagd auf Gänse spielt in Bayern eine immer größere Rolle. Wegen der sprichwörtlichen Aufmerksamkeit der Gänse ist die Jagd aber auch schwierig. So wie sich die Graugänse seit den 50er Jahren immer stärker in Bayern ausbreiten, steigen auch die Jagdstrecken (= Anzahl geschossener Gänse) in den letzten Jahren kontinuierlich an.
Die Graugans hat in Bayern vom 01. August bis zum 15. Januar Jagdzeit.

Management von Wildgänsen (LfL) Externer Link

Gelegebehandlung

Graugänse, Kanadagänse und Nilgänse breiten sich schon länger in Bayern aus. In einigen Regionen führt dies zu erheblichen Konflikten in der Landwirtschaft oder zu Gesundheitsgefährdungen (z.B. Verkotung von Liegewiesen).
Ein wichtiger Baustein des Gänsemanagements stellt die Gelegebehandlung dar. Neben der herkömmlichen Jagdausübung ist diese eine sehr effektive und tierschutzgerechte Methode der Populationskontrolle.
Aufgrund einer erfolgten Änderung des Bayerischen Jagdgesetzes ist es nunmehr möglich, die Gelegebehandlung durch Einzelanordnung der unteren Jagdbehörde zuzulassen. Damit kann abweichend von § 22 Abs. 4 Satz 4 des Bundesjagdgesetzes unter Beachtung der in Art. 9 Abs. 2 der Richtlinie 2009/147/EG (EU-Vogelschutzrichtlinie) genannten Maßgaben das Ausnehmen oder Unfruchtbarmachen der Gelege von Federwild aus den in Art. 9 Abs. 1 der Richtlinie 2009/147/EG genannten Gründen gestattet werden, sofern es keine andere zufriedenstellende Lösung gibt.
Genehmigungsvoraussetzung ist weiter, dass die behandelnden Personen durch die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) entsprechend geschult worden sind, die Behandlung tierschutzgerecht erfolgt und die Revierinhaber ihre Zustimmung erteilt haben. Zudem ist nach Abschluss der Gelegebehandlung ein Bericht vorzulegen.

Das folgende Muster (mit Auszug Schulungsunterlage) gibt Antragsstellern einen Überblick über die Handhabung dieses neuen Verfahrens.

Im Fall einer beabsichtigten Antragstellung wenden Sie sich bitte vorab an die zuständige untere Jagdbehörde (Landratsamt, kreisfreie Stadt), damit die einzelnen Verfahrensschritte besprochen werden können.
Der zum Download bereitgestellte Musterantrag dient lediglich als Hinweis, welche Informationen für einen Antrag benötigt werden. Sie erhalten von der zuständigen unteren Jagdbehörde das jeweilige Antragsformular.

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