Nutria
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Die Nutria wird auch Sumpfbiber oder Biberratte genannt. Auffällig sind ihre orange gefärbten, langen Nagezähne. Das kleine Nagetier kommt ursprünglich aus Südamerika und ist ein Verwandter des Meerschweinchens. Bei uns vorkommende Nutrias sind die Nachkommen entlaufener Tiere aus Pelztierfarmen. Die Nutria ist in Deutschland eine invasive Art und kann erhebliche Schäden an der Ufervegetation und Dämmen anrichten.
Erscheinungsbild
Verwechslungsgefahren bestehen mit dem heimischen Biber und der Bisamratte. Die Nutria ist viel kleiner als der Biber, jedoch größer als die Bisamratte. Im Wasser kann man Nutrias leicht von Bibern unterscheiden, denn bei schwimmenden Nutrias sieht man sowohl Kopf, als auch Rücken, während bei Bibern nur der Kopf sichtbar ist. Im Gegensatz zum abgeflachten Schwanz der Bisamratte ist der Schwanz der Nutria rund, beschuppt und kaum behaart.
Wissenswertes auf einen Blick
- Wissenschaftlicher Name: Myocastor coypus
- Gewicht: 8 – 10 kg
- Alter: bis 4 Jahre (im Käfig bis 12 Jahre)
- Geschlechterunterschied: Männchen sind etwas größer als die Weibchen
- Fortpflanzung: 5 - 7 Junge pro Wurf; ganzjährige Paarungszeit
Drohlaute der Nutria
© StMELF
Bei innerartlichen Konflikten richten sich Nutrias auf und lassen Drohlaute hören. Wenn Nutrias in die Enge getrieben werden, klappern sie zur Abwehr laut mit den Zähnen.
Autor: Tembrock, Günther/ Tierstimmenarchiv Berlin
Nutria in Deutschland und Bayern
Die Vorkommen der Nutria gehen in Deutschland auf entflohene oder freigelassene Tiere aus Pelztierfarmen zurück. Seit 1926 wurden Nutrias in Deutschland gezüchtet. Der erste Freilandnachweis von Nutrias in Deutschland erfolgte zu Beginn der 1930er Jahre in Schleswig- Holstein. In der DDR wurden viele Pelztierfarmen errichtet. Bereits 1949 gab es in der DDR 2.744 Nutriafarmen, in denen 33.299 Tiere gehalten wurden. Schätzungen zufolge entkamen im Zeitraum von 1949 bis 1964 mindestens 1266 Nutrias in der DDR (Stubbe 1978). Zusätzlich wurde mehrfach versucht, Nutria in Deutschland anzusiedeln, wie zum Beispiel 1956 an den Plothener Teichen in Thüringen.
Zu Beginn war die Ausbreitung der Nutrias in Deutschland wenig erfolgreich und auf relativ isolierte, kleine Populationen beschränkt. Die Etablierung der Nutrias in Mitteleuropa wurde jedoch durch milde Winter und ihre gute Anpassungsfähigkeit begünstigt.
In Deutschland ist die Art inzwischen großräumig verbreitet und kommt mäßig häufig vor (Nehring et al., 2015). Verbreitungsschwerpunkte sind in Sachsen- Anhalt, Sachsen, Thüringen, Brandenburg, dem Ruhrgebiet und der Rheinebene.
Auch in Bayern gibt es mittlerweile in allen Regierungsbezirken Nachweise von Nutrias.
Jagdstrecke
Gesamtstrecke Nutria seit 1985 (© StMELF)
Lebensraum und Lebensweise
Nutria am Gewässer. (© Pixabay)
Als Lebensraum bevorzugen sie stehende Gewässer, ruhige Altarme und kleine Gräben. Auch Fließgewässer und Flussauwälder werden besiedelt. Wichtig ist das Vorhandensein einer Uferböschung, in die die Nutrias ihren Erdbau graben. Der Eingang der Baue ist immer über dem Wasserspiegel. Die Baue sind röhrenförmig, oft mehrere Meter lang und mit Pflanzenmaterial ausgepolstert. Dafür ist eine vegetationsreiche Uferzone mit Schilf, Binsen oder anderen Pflanzen von Bedeutung. Zur Nahrungsaufnahme brauchen Nutrias eine ausgeprägte Unterwasservegetation und eine gute Sichttiefe. Für die Futteraufnahme und zum Rasten legen Nutrias Plattformen aus Schilf und anderen Pflanzen an.
Nutrias verpaaren sich das ganze Jahr hindurch. Die Paarung findet innerhalb und außerhalb des Wassers statt. Gewöhnlich bekommen Nutrias 2 bis 3 Würfe im Jahr. Die Tragezeit beträgt 128 – 135 Tage. Die Wurfgröße ist abhängig von der Saison: im Winter und Frühjahr sind die Würfe kleiner als im Sommer. Durchschnittlich sind es 5 bis 7 Junge, die innerhalb des Baus im Wurfkessel geboren werden. Bei der Geburt wiegen die Jungen ca. 200 Gramm und sind Nestflüchter. Sie sind bereits sehend, behaart und können laufen und schwimmen. In den ersten 8 Wochen werden sie von ihrer Mutter gesäugt, sind aber bereits in der Lage, feste Nahrung aufzunehmen. Nach 5 bis 6 Monaten sind die Jungen geschlechtsreif.
Nahrung
Nahrungsaufnahme auf einer Plattform aus Schilf. (© Pixabay)
Durch ihr Fraßverhalten erzeugen die Nutria in manchen Gebieten erhebliche Schäden an der Unterwasser- und Ufervegetation. Gefährdete und geschützte Pflanzenarten wie die Sumpf- Schwertlilie und die Gelbe Teichrose können lokal durch hohe Nutriadichten dezimiert werden (Nehring et al. 2015).
Jagd und Management
Auf EU- Ebene ist die Nutria in der Unionsliste der invasiven Arten gelistet (Verordnung (EU) Nr. 1143/2014). Die Verordnung sieht ein gestuftes System von Prävention, Früherkennung und dem Management invasiver Arten vor. Deshalb muss die Nutria auch in Deutschland den Vorgaben entsprechend behandelt werden.
In Bayern unterliegt die Nutria dem Jagdrecht und darf mit Ausnahme vom Elterntierschutz (§ 22 BJagdG) ganzjährig bejagt werden.
Das Wildbret von Nutrias ist schmackhaft und für den menschlichen Verzehr geeignet. Gemäß der Durchführungsverordnung (EU) 2015/1375 müssen Nutrias von Veterinären auf Trichinen untersucht werden, um eine Kontamination ausschließen zu können.
Weiterführende Literatur
Nehring, S.; Rabitsch, W.; Kowarik, I.; Essl, F. (2015) Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere. Myocastor coypus – Nutria. BfN-Skripten 409
Stubbe, M. (1978) Die Nutria Myocastor coypus (Molina, 1792) in der DDR. Arch. Naturschutz und Landschaftsforschung. 18: 19 - 30
Stubbe, M. & Krapp, F. (1982) Myocastor coypus (Molina, 1792) – Nutria. In: Niethammer, G. & Krapp, F. (Hrsg.), Handbuch der Säugetiere Europas. Aula, Wiesbaden: 607-630