Waldschnepfe
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Waldschnepfen findet man überall in Europa in größeren, zusammenhängenden Waldgebieten. Die Schwerpunkte der Waldschnepfenverbreitung in Bayern liegen aus diesem Grund im Spessart, der Rhön und im Steigerwald. Auch im Mittelfränkischen Becken, der Frankenalb, dem Oberpfälzer, dem Bayerischen Wald und sogar in den Alpen bis an die Waldgrenze. Lediglich das westliche Mittelfranken und die waldarmen Gebiete zwischen Donau und Alpenvorland sind nicht von Waldschnepfen besiedelt.
Erscheinungsbild
Wissenswertes auf einen Blick
- Wissenschaftlicher Name: Scolopax rusticola
- Gewicht: ca. 300 – 400 g
- Größe: 33 - 38 cm (davon 6 - 8 cm Schnabel), Spannweite 55 - 65 cm
- Alter: Über 70 % der Waldschnepfen kommen im ersten Jahr um. Ansonsten können sie bis zu 6 Jahre alt werden.
- Geschlechterunterschied: Weibchen etwas kleiner und leichter als Männchen
- Fortpflanzung: 4 Eier; 1 (selten 2) Gelege im Jahr; Brutzeit April bis Mitte Juni; Zweitbruten ab Anfang Juni
Die Balz der Waldschnepfe
Hören Sie hier die Rufe der Schnepfe
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Der Balzflug bei den Waldschnepfen ist äußerst imposant. Der sogenannte "Schnepfenstrich" findet an Frühlingsabenden in der Dämmerung, vor allem im April und Mai, statt.
Schnepfenmännchen fliegen in geradem, waagrechtem Flug, etwa auf Höhe der Baumwipfel, über Lichtungen und an Waldrändern entlang. Auf diese Weise markieren sie bis zu 100 Hektar große Balzreviere. Dabei richten sie den langen Schnabel schräg abwärts und "Puitzen und Murksen" lautstark (quorr-quorr-quorr-puitz). Weibliche Schnepfen, die sich ebenfalls am Balzflug beteiligen, tun dies hingegen stiller. Mit Beginn der Brutzeit "streichen" (fliegen) nur noch die Männchen. Während die Schnepfen beim Balzflug ca. 20-30 km/h schnell sind, erreichen sie im Suchflug (der sehr leicht und eulenartig ist) nur 8 km/h: Sie gehören damit zu den langsamstem Fliegern in der Vogelwelt!
Autor: Tembrock, G. / Tierstimmenarchiv Berlin
Waldschnepfen in Bayern
Jagdstrecke
Gesamstrecke Waldschnepfe seit 1985 (© StMELF)
Lebensraum und Lebensweise
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Normalerweise bevorzugen die Vögel mehrschichtige, feuchte, fallholz- und strukturreiche Mischwälder mit "weicher" Humusschicht. Lediglich zur Zugzeit sind sie auch in trockenen Gebüschen anzutreffen. Tagsüber verstecken sie sich am Waldboden und sind vor allem bei versehentlichem Aufscheuchen sichtbar. Sie verschwinden dann schnell, mit laut surrendem Flügelschlag zwischen den Baustämmen.
Ernährung
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Die sehr hoch am Kopf sitzenden Augen ermöglichen den Vögeln dabei auch beim "wurmen" stets eine guten Überblick ihrer Umgebung.
Die Hauptbeute der Waldschnepfen sind Regenwürmer, außerdem werden Insekten und vor allem deren Larven vertilgt. Im Herbst und Winter stehen zusätzlich Beeren und andere Pflanzenteile auf dem Speiseplan.
Waldschnepfen im Jahresverlauf
Waldschnepfen balzen an Orten, wo sie auch brüten können. Die Balz beginnt schon während des Frühjahrszuges, etwa ab Mitte März und dauert bis in den Juli hinein. Die einzelgängerischen Vögel schließen lediglich eine "Ehe für eine Nacht". Anschließend zieht jeder wieder seiner eigenen Wege.
Der Großteil der Schnepfen brütet in der letzten April- oder ersten Maihälfte. Bei Gelegeverlust kommen aber auch später im Jahr Nachgelege vor. Vor Brutbeginn tragen weibliche Schnepfen am Waldboden Laub und kleine Äste zusammen und treten alles zu einer Nestmulde nieder. Dort hinein werden dann die meist 4 Eier gelegt. Die gut getarnten Eier werden von der Mutter zusätzlich halb im Nistmaterial vergraben und 21 bis 24 Tage bebrütet. Lediglich in der Morgen- und Abenddämmerung legt die Schnepfe etwa halbstündige Brutpausen ein. Diese nutzt sie zur Futtersuche sowie zum Baden und Putzen.
Schon zwei Tage vor dem Schlüpfen beginnen die jungen Waldschnepfen damit, ihre Eierschalen von innen anzupicken. Kurz nach dem Schlüpfen verlassen die kleinen, kurzgeschnäbelten Schnepfen ihre Nestmulde. Sie bleiben jedoch noch lange in der näheren Umgebung, wo sie noch einige Tage von der Mutter bewacht und gefüttert werden. Falls Gefahr im Verzug ist, kann das Schnepfenweibchen ihre Jungen zwischen die Füße klemmen und mit ihnen davonfliegen. Die Jungensterblichkeit bei den Waldschnepfen ist extrem hoch, sie liegt bei um die 70 % im ersten Jahr.
Jagdliche Begriffe
Unter Jägern haben sich im Laufe der Zeit unter anderem folgende Begriffe etabliert:
- Lagerschnepfe: bei uns überwinternde Waldschnepfe
- Malerfedern: je eine kleine Feder (Daumenschwinge) am Flügelbug
- Puizen: Lautäußerung (Locklaut) bei beiden Geschlechtern
- Quorren: Balzlaut des Hahnes
- Schnepfenstrich: Balzflug
- Schnepfenbart: Federbüschelchen auf der Bürzeldrüse
- Stechen/wurmen: Nahrungssuche nach Würmern im Boden
- Stecher: Schnabel
Jagd und Management
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