Pottensteiner Bewegungsjagdmodell

In der Hegegemeinschaft Pottenstein (Landkreis Bayreuth) haben die Beteiligten im Schwarzwildmanagement einen neuen Weg beschritten. Sie wollten ihre bisher schon durchgeführten revierübergreifenden Bewegungsjagden effektiver machen und zugleich dafür sorgen, dass durch eine bessere Lasten-Nutzen-Verteilung alle beteiligten Reviere motiviert und engagiert mitjagen.

Die wichtigsten Eckpunkte dieses innovativen Ansatzes zeigt folgende Abbildung. Transparenz, Nachbearbeitung, Sicherheit, Planung und viele andere Aspekte führen zum Erfolg.

Abbildung zum Bewegungsjagdmodell Pottenstein.

Fortschritt durch innovativen Ansatz

Der mühsame Weg von der Planung bis zur Umsetzung des Pottensteiner Bewegungsjagdmodells hat sich gelohnt. Alle daran Beteiligten haben einen Schritt nach vorne gemacht ("Fortschritt"). Das Vorgehen und die Eckpunkte im Einzelnen:

Planung und Beteiligung

Das Vorgehen zur Entwicklung des "Pottensteiner Bewegungsjagdmodells" begann mit einer sachlichen Analyse der bislang durchgeführten revierübergreifenden Bewegungsjagden. Wesentliches Ergebnis: Große Unzufriedenheit bei allen Beteiligten wegen unausgewogener Verteilung des Aufwandes und Ertrages und der unterschiedlichen Beteiligungsintensität der einzelnen Reviere.
Im neuen Ansatz für die revierübergreifende Bewegungsjagd werden Planung und aktive Beteiligung aller Reviere auf der bejagten Gesamtfläche als Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Durchführung gesehen. Dazu wurden nachfolgende zentrale Maßnahmen im Konsens beschlossen und umgesetzt.

Wildfreigabe

Einheitliche Freigabe allen Schwarzwildes im Rahmen der jagdgesetzlichen Vorschriften und Mitbejagung des in der Region vorkommenden anderen Schalenwildes (Rehwild) bzw. Raubwildes nach Vorgabe der Jagdleiter in den beteiligten Revieren.

Integration Jagdgenossen und Landwirte

In die Planung und Durchführung wurden die Jagdgenossen und Landwirte aktiv und von Beginn an eingebunden. Landwirte unterstützen bei der Vorbereitung der Drückjagdstände, fungieren als Treiber, Helfer beim Bergen des erlegten Wildes und sorgen für die Verköstigung am Streckenplatz. Insbesondere stellen sie die Infrastruktur für die Wildversorgung am Aufbrechplatz zur Verfügung (fließend Wasser etc.).

Durchführung und Sicherheit

Um einen sicheren und reibungslosen Ablauf am Jagdtag zu gewährleisten, werden gemeinsame Vorbesprechungen durchgeführt. Besprochene Themen und vereinbarte Maßnahmen sind:

  • Abstimmung erforderlicher Verkehrssicherungsmaßnahmen
  • Absprache grenznaher Stände
  • "Aufhebung" der Jagdgrenzen am Jagdtag
  • Koordination das Hundeführereinsatzes (Hundeversicherung)
  • Bau von Drückjagdböcken
  • Formulierung einer gemeinsamen Jagdeinladung
  • Festlegung des Termins und Zeitablaufs
  • schriftliche Fixierung einheitlicher Sicherheitshinweise (Rettungspunkte, Rettungskette)
  • Festlegung eines Treffpunkts zur gemeinsamen Ansprache am Jagdtag
  • Koordination der Nachsuchen und Nachsuchengespanne
  • u.v.m.

Hunde-, Hundeführer-, Treibereinsatz

Der reviergrenzenüberschreitende Hunde-, Hundeführer- und Treibereinsatz ist entscheidend für den Erfolg der Jagd. Daher werden Hundeführer und Treiber unabhängig von der Jagdreviergrenze gezielt in bekannten Schwarzwildeinständen eingesetzt. Das Überschreiten der Jagdgrenze oder das Überjagen von Hunden stellt somit kein Problem dar. Eine Verpflichtung zur Teilnahme an revierübergreifenden Drückjagden und die Duldung von überjagenden Hunden ist ohnehin im Jagdpachtvertrag aufgenommen.

Lasten-Nutzen-Verteilung

Ein zentraler Punkt ist die Verteilung der gesamten Schwarzwildstrecke zu gleichen Anteilen unter den beteiligten Revieren, unabhängig von der Höhe der Jagdstrecke im jeweiligen Revier. Dadurch steigt für alle beteiligten Reviere die Motivation sich "aktiv" an der Jagd zu betätigen. Entscheidend ist, dass es langfristig auch auf der Lastenseite (Organisation der Hunde und Hundeführer, Auswahl optimaler mit Drückjagdböcken bestückte Stände etc.) zu einem ausgewogenen Aufwand unter allen beteiligten Revieren kommt.

Transparenz und Offenheit

Größtmögliche Transparenz und Offenheit am Jagdtag wird durch den Austausch eines Teils der eingeladenen Schützen (außer Ansteller) zwischen den Revieren erreicht (Losverfahren). Dies beugt jedweden Spekulationen vor und demonstriert den tatsächlichen Willen, gemeinsam zu jagen ohne den oftmals bestehenden "Neid" zwischen den Jagdrevieren. Im Sinne der gemeinsamen Jagd und des gemeinsamen Erfolges findet ein gemeinsames Streckelegen statt.

Nachbereitung und Kritik

In einer für alle Beteiligten obligatorischen Nachbereitung wird offen und konstruktiv Kritik geübt. Denn Verbesserungspotential gibt es immer (z.B. Organisation des Hundeeinsatz, Auswahl der Standplätze, Drückjagdeinrichtungen, Ausscheiden/Hinzukommen von Revieren etc.). Außerdem wird die gemeinsame Pressearbeit besprochen. Die Nachbesprechung ist somit eine "Vorbesprechung" der nächsten revierübergreifenden Bewegungsjagd.
Dieser innovative Ansatz der Pottensteiner Bewegungsjagd lässt sich sicherlich andernorts umsetzten, angepasst an die dortigen Verhältnisse und unabhängig von der Höhe der Jagdstrecke. Die Zufriedenheit der Beteiligten steigt, weil bei diesem Ansatz ein "ehrliches Füreinander" umgesetzt wird.
Der Hegeringleiter in Pottenstein fasst die Zufriedenheit nach Umsetzung des Pottensteiner Modells so zusammen (Bayer, 2014): "Wir haben diese Maßnahmen in Pottenstein umgesetzt. Inzwischen nehmen 8 Reviere (auch über Hegegemeinschaftsgrenzen hinweg) mit einer an diesem Tag bejagten Fläche von ca. 1.800 Hektar teil. Die Strecke bei der ersten "neuen" Drückjagd betrug 11 Sauen. Für Pottensteiner Verhältnisse ist dies ein hervorragendes Ergebnis."

Zusammenfassung Vortrag G. Bayer: "Pottensteiner Bewegungsjagdmodell" pdf 239 KB