Ausgewogene Bejagung sichert Gamswildbestand und Bergwald
Eine ausgewogene Bejagung des Gamswildes ist wichtig. Zum einen soll ein vitaler Gamswildbestand erhalten bleiben, zum anderen muss dieser in der Kulturlandschaft auch reguliert werden, damit berechtigte menschliche Ansprüche ausreichend berücksichtigt werden.
Damit sich der sensible Bergwald, insbesondere die Schutzwälder, möglichst gut verjüngen und heranwachsen können, sind Bejagung und Management der Gämsen in Bayern darauf ausgerichtet.
Abschussplanung
Gamswild bringt verhältnismäßig wenig Nachwuchs. In manchen Jahren sterben bis zu 50 Prozent der Kitze. Lawinenabgänge, Futtermangel, nasskalte Witterung und Schneefall während der Setzzeit spielen dabei genauso eine Rolle wie Fressfeinde (vor allem der in den Alpen vorkommende Steinadler ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung). Die Abschussplanung berücksichtigt diese Aspekte. Notwendig ist sie aber auch, um durch die Regulation der Gamswilddichte Krankheiten vorzubeugen, die natürlicherweise verstärkt aufträten, wenn auf eine Bejagung ganz verzichtet würde.
Gamsräude
Die Wilddichte ist immer ein kritischer Punkt, wenn es um den Ausbruch von Krankheiten in Wildtierpopulationen geht. Je mehr Tiere es gibt, desto höher ist das Ansteckungsrisiko der Tiere untereinander und desto höher sind auch die möglicherweise auftretenden Gesamtverluste.
Eine Krankheit, die in Gamsbeständen immer wieder in unterschiedlicher Intensität auftritt, ist die Gamsräude. Diese wird durch nur 0,3 Millimeter große Grabmilben (Sarcoptes rupecaprae) verursacht, die sich in die Haut der Gämsen "eingraben" und dabei ein Sekret absondern, auf das die Haut mit Hornbildung reagiert. Dies verursacht Juckreiz, weshalb die befallenen Hautstellen gescheuert werden. Mit fortschreitendem Verlauf fallen die Haare aus und die Verkrustungen werden immer dicker. Befallene Gämsen sind erschöpft, magern ab und sterben meistens, wenn sie die parasitäre Erkrankung nicht ausheilen.
Gamsblindheit
Der Erreger der Gamsblindheit, auch "Infektiöse Keratokonjunktivitis" genannt, sind kleine Mikroorganismen mit wissenschaftlichem Namen Mycoplasma conjunctivae. Sie verursachen eine Entzündung der Lidbindehäute und Hornhaut der Augen, die bis zur Erblindung führen kann und für die erkrankten Gämsen nicht selten den Tod durch Abstürzen oder Verhungern bedeutet. Nicht nur Gämsen, sondern auch Steinböcke oder Muffelwild können erkranken.
Übertragen wird die Krankheit auch von Schafen und Ziegen, bei denen sie allerdings nur in einer leichteren Form auftritt. Besonders die Schafhaltungen im Alpenraum gelten als Reservoire der Krankheitserreger. Da es zwischen Haus- und Wildtieren immer wieder zu Begegnungen kommt, z.B. an Salzlecken oder auf Weideflächen, sind Übertragungen gar nicht so selten. In der Schweiz wurde sehr intensiv zur Gamsblindheit geforscht.