Hörner der Gams: Zentimeterring und Millimeterringe?

Das Alter des lebenden Gamswildes kann anhand unterschiedlicher Körpermerkmale oder auch aufgrund des Verhaltens geschätzt werden. Einfacher und genauer ist die Altersbestimmung an Hörnern und Gebiss.
Bis zum vierten Lebensjahr hilft bei der Altersbestimmung ein Blick auf die vorderen Zähne des Unterkiefers. In der jeweiligen Kieferhälfte sind bis dahin die drei Schneidezähne und der an die Schneidezahnfront gerückte Eckzahn gewechselt. Nach Abschluss des Zahnwechsels lässt sich das Alter anhand der Zähne nicht mehr sicher bestimmen.

Auffgrund des beschrieben Wachstums der Hörner können auch diese zur Altersbestimmung herangezogen werden. Allerdings werden beim jährlichen Hornwachstum nicht nur Wachstumsringe, sondern auch sogenannte Schmuckringe (ringförmige Verdickungen am Hornschlauch) gebildet.
Man muss also genau hinschauen. Tatsächliche Wachstumsringe und Schmuckringe lassen sich leichter unterscheiden, wenn man weiß, wie lang ungefähr die Hornwachstumsschübe in den einzelnen Jahren sind.

Das Hornwachstum der Gämsen

Zoombild vorhanden

Natürlich gibt es Ausnahmen, aber in der Regel läuft das Hornwachstum wie folgt ab:
Im Geburtsjahr wachsen dem Gamskitz nur kurze Hornspitzen, die im Herbst gut erkennbar und im folgenden Frühjahr etwa fünf Zentimeter lang sind.
Im zweiten Jahr (Jährlinge) ist das Hornwachstum am größten. Im Durchschnitt wächst das Horn dann etwa acht Zentimeter, kann aber auch nur fünf Zentimeter oder sogar 15 Zentimeter wachsen.
Im dritten Lebensjahr werden etwa noch vier Zentimeter Horn wachsen. Im vierten Lebensjahr beträgt die Länge des Hornwachstums in der Regel nur noch einen Zentimeter. Dieser sogenannte "Zentimeterring" gibt einen guten Anhalt bei der Altersbestimmung mehrjähriger Gämsen, da im fünften Jahr selten mehr als ein halber Zentimeter zuwächst und ab dem fünften Lebensjahr nur noch sogenannte "Millimeterringe" wachsen.

Schwierige Altersbestimmung

Der Jahreszuwachs der Hornschläuche beträgt ab dann nur noch ein bis zwei Millimeter. Wer also den Zentimeterring an Gamskrucken erkennt und richtig einordnet, kann auch bei älteren Gämsen das Alter recht gut durch Abzählen der Millimeterringe bestimmen.
"Pech" hat man bei der Altersbestimmung nur dann, wenn die Krucken "verpecht" sind: Hat sich eine Kruste aus Baumharz über die Hornschläuche gelegt, weil die Gams ihre Krucken an harzigen Nadelbäumen (z.B. Latschenkiefern) gerieben oder geschlagen hat, sind die Jahrringe oftmals kaum erkennbar.

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