Rehe arbeiten nur im Sommer
© Taviphoto-Fotolia.com
Die Ansprüche des Rehes (auch anderer Wiederkäuer) an die Nahrungsqualität richten sich nach seinem Energiebedarf.
Das Reh hat alle produktiven Leistungen im Sommerhalbjahr konzentriert: Die energiezehrende Brunft findet im Juli und August statt. Durch die Keimruhe verlängert sich die Tragzeit (siehe hierzu auch das Thema "Fortpflanzung"), dadurch wird erst ab April nennenswert Energie für das Wachstum der Föten benötigt. Mit der Geburt im Mai steigt der Energiebedarf der Rehgeiß auf etwa das Dreifache des Winterbedarfs, da sie ausreichend Milch für meist zwei Kitze produzieren muss. Die Kitze selbst benötigen bis in den Herbst hinein hochwertige Pflanzennahrung um schnell zu wachsen.
© Soru Epotok-Fotolia.com
Gegen Energieverluste sind die Rehe im Winterhalbjahr aufgrund ihres dichten Winterfells recht gut gefeit. Auch die sich über einen langen Zeitraum hinziehende Geweihentwicklung des Rehbocks, die in den Wintermonaten liegt, benötigt insgesamt nicht mehr Energie als die Milchproduktion einer Geiß an einem Sommertag.
Rehe kooperieren mit Mikroorganismen
© Blesch, H.
Dazu bedarf es einerseits eines vierkammerigen Wiederkäuermagens, dem zweimaligen Kauen der Nahrung und dann auch noch einer gigantische Menge an Bakterien und Einzellern. Diese leben vornehmlich im Pansen, dem ersten von drei Vormägen, und helfen den Zellinhalt der Pflanzenzellen freizusetzen.
Erst durch diese Kooperation schafft es das Reh, die Pflanzennahrung aufzuschließen und für sich nutzbar zu machen. Als Dank für ihre Kooperation beim Aufschließen der harten Pflanzenzellen werden die winzigen Bakterien und Einzeller nach getaner Arbeit mitverdaut und dienen so auch noch als Eiweißlieferanten. Da sie sich aber laufend vermehren, ist für kontinuierlichen Ersatz gesorgt.
Doch wie funktioniert das Fressen und Verdauen genau?
Verbeißen trotz fehlender Schneidezähne im Oberkiefer und Zahnlücke
© Kudernatsch, T.
Kurzum: Rehe haben ein typisches Wiederkäuergebiss.
Wiederkäuerverdauung - aufwändig, aber notwendig
© Heckel, K.
Aber wie "entscheidet" das Reh, wann die Nahrung klein genug ist? Die Funktion des "Rangierbahnhofes", wo grobe und feine Nahrungspartikel getrennt werden, übernimmt bei Wiederkäuern der Netzmagen mit seiner wabenartigen Innenstruktur (2. Magen).
Lab- und Blättermagen
© Heckel, K.
Danach gelangt der Nahrungsbrei in den Labmagen (4. Magen). In diesem mit Drüsenepithel ausgestatten Magen beginnt die eigentliche Verdauung. Die Magendrüsen des Labmagens sondern Salzsäure und Proteine spaltende Enzyme ab, die die Bakterien und Einzeller töten bzw. den Eiweißabbau ermöglichen. Hier findet nun eine enzymatische Verdauung statt, wie sie auch bei anderen Säugetieren mit einfachem Magen vorhanden ist.
Im Dünndarm gehen die Verdauungsvorgänge weiter. Außerdem werden die Nahrungsbestandteile (Kohlenhydrate, Eiweißstoffe, Fette, Vitamine, Salze und Wasser) resorbiert. Im Dickdarm wird Wasser entzogen, der Kot geformt und gespeichert.
Wozu Rehzähne noch genutzt werden können
Rehwild