Sperber

Sperber Weibchen Nahausfnahme von KopfZoombild vorhanden

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Der Sperber ist bei uns nach Mäusebussard und Turmfalke die dritthäufigste Greifvogelart. Er gehört zu den kleinsten Vertretern der Gattung Accipiter . Sperber sind wendige Jäger, die ihre Beute im Überraschungsangriff fangen. Mit ihren langen Beinen und Zehen und den sogenannten Haltebeeren, welche ein lückenloses schließen und Festhalten einzelner Federn ermöglichen, sind sie perfekt für die Jagd auf kleine Singvögel angepasst. Sperber kommen in strukturreichen Lebensräumen mit Wäldern und Feldgehölzen vor.

Erscheinungsbild

Sperber (verm. weiblich) frisst eine frisch erlegte Taube
Der Sperber ähnelt dem größeren Habicht und ist ebenfalls ein flinker und wendiger Jäger. Bei Sperbern sind die Geschlechtsunterschiede (Dimorphismus) stark ausgeprägt, denn das Weibchen ist deutlich größer und fast doppelt so schwer wie das Männchen (Terzel). Im Flugbild ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal vom Habicht der Flügelschlag, der beim Sperber hastiger und fast doppelt so schnell ist. Im Geradeausflug wechseln sich Gleitphasen mit 5 bis 8 Flügelschlägen regelmäßig ab. Der Sperber hat relativ kurze, breite und abgerundete Flügel sowie einen langen, geraden, kaum gerundeten bzw. gefächerten Schwanz.
Auf der Brust hat er eine dichte Querbänderung, die sogenannte „Sperberung“. Auffällig sind auch die langen, dünnen Beine und die langen Zehen, mit denen er seine Beute auch im dichten Gebüsch greifen kann. Nicht nur in der Größe, sondern auch in der Färbung zeigen Sperber einen starken Geschlechtsdimorphismus. Männchen haben im Alterskleid am Rücken eine blaugraue bis dunkel schiefergraue Gefiederfärbung und sind an Brust und Bauch rostrot quergebändert, sodass manche Vögel an der Vorderseite orangerot wirken. Die Weibchen sind weniger markant gezeichnet. Adulte Weibchen haben am Rücken ein graubraunes und an Brust und Bauch ein auf weißlichem Grund schwarz gebändertes Gefieder. Jungvögel ähneln den ausgewachsenen Weibchen. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zwischen Jung und Alt ist die tropfen- oder herzförmige dunkelbraune Längsbänderung der Jungvögel in Kehl- und oberen Brustbereich. Die Iris ist bei Jungvögeln noch gelb gefärbt, bei den ausgewachsenen Weibchen wechselt sie zu gelborange und bei den Terzeln färbt sie sich blutorange. Beine und Wachshaut im Gesicht sind bei allen Sperbern gelb gefärbt.

weiblicher Sperber in Baum sitzend

© H.-J. Fünfstück/www.5erls-naturfotos.de

Wissenswertes auf einem Blick

  • Wissenschaftlicher Name: Accipiter nisus
  • Gewicht: Männchen: ca. 140 g; Weibchen: ca. 280 g
  • Größe: Männchen: ca. 32 cm Länge, Flügelspannweite ca. 62 cm. Weibchen: ca. 37 cm Länge, Flügelspannweite ca. 74 cm
  • Alter: bis zu 20 Jahre
  • Geschlechterunterschied: Weibchen größer als Männchen, Unterschiede im Gefieder
  • Gelege: 3 bis 7 Eier; 1 Gelege pro Jahr

Die Stimme des Sperbers

Außerhalb der Brutperiode sind Sperber meist stumm. In der Nähe des Brutplatzes hört man neben erregten „gigigig“ Rufreihen auch weiche „güh“ Lockrufe.
Hier können Sie den Ruf des Sperbers hören:

Autor: Tembrock, Günter / Tierstimmenarchiv Berlin

Der Sperber in Bayern

Der Sperber kommt als Brutvogel in Bayern zwar fast flächendeckend vor, seine Dichte schwankt jedoch regional sehr stark. Der Brutbestand wird in Bayern auf 4100 bis 6000 Brutpaare geschätzt. In den vergangenen Jahren wurden auch vermehrt Bruten innerhalb von Städten gemeldet.

Lebensraum und Lebensweise

Nadelwald im Wald fotografiertZoombild vorhanden

© Lauterbach M.

Das Verbreitungsgebiet des Sperbers reicht von Europa bis Ostsibirien und Japan. Die meisten mitteleuropäischen Sperber überwintern in ihren Brutgebieten, nur vereinzelt ziehen vor allem die Jungvögel im Spätsommer/ Herbst nach Frankreich, Spanien und Nordafrika. Brutvögel aus Nordeuropa und Russland überwintern teilweise in Bayern.

Der Sperber bevorzugt strukturreiche Lebensräume, in denen sich Wälder und Feldgehölze mit offenen Bereichen abwechseln. Die Art brütet auf Bäumen und nutzt dafür meistens Nadelbaumarten im Wald oder auch in Feldgehölzen. Selten brüten Sperber auch in Siedlungsbereichen, insofern diese Gehölze, Parks oder Friedhöfe mit entsprechenden Brutbäumen aufweisen. Zur Vermeidung von Fressfeinden baut der Sperber sein Nest versteckt dicht am Stamm und im Bereich der untersten grünen Seitenäste. Der Horst wird aus trockenen, unbelaubten Zweigen gebaut und mit Rindenstücken ausgekleidet. Damit das Nest im Trockenastbereich gut getarnt bleibt, wird es während der Brutperiode nicht, wie bei den meisten anderen Greifvogelarten, immer wieder mit frisch belaubten Zweigen „begrünt“.

An Brut und Aufzucht sind beide Geschlechter beteiligt. Das Weibchen bleibt die meiste Zeit im Nest, brütet und versorgt die Jungen. Der Terzel (Männchen) jagt und versorgt das Weibchen mit Futter. Die Beuteübergabe an das Weibchen findet an einem Übergabeplatz statt, der sich in Sichtweite des Nestes befindet. Außerhalb der Fortpflanzungszeit sind Sperber Einzelgänger.

Sperber sind bereits mit zehn Monaten fortpflanzungsfähig. Ihre erste Brut findet aber häufig erst im zweiten oder dritten Lebensjahr statt, sobald ihnen ein Brutrevier zur Verfügung steht. Alljährlich bauen Sperber ein neues Nest. Jedoch wird das Brutrevier oft über mehrere Jahre hinweg besetzt. Die Großgefiedermauser des Weibchens beginnt zeitgleich mit dem Legebeginn. Aus diesem Grund kann man in der Nähe des Brutplatzes häufig Mauserfedern finden. Ein besetztes Nest ist, neben den Kotspuren im Umfeld, an den vielen anhaftenden weißen Daunenfedern (Dunen) zu erkennen.

Ernährung

Sperber (verm. weiblich) frisst eine frisch erlegte TaubeZoombild vorhanden

© Gilbert P.

Sperber sind Grifftöter und haben es bevorzugt auf fliegende Beutetiere in Form von Kleinvögeln abgesehen. Der Großteil ihrer Beute sind häufige Arten wie Sperlinge, Finken, Drosseln, Meisen und Stare. Der Terzel kann Vögel bis zur Größe eines Buntspechtes schlagen, wohingegen das kräftigere Weibchen auch größere Beutetiere bis zur Größe einer Taube erbeuten kann. Bei hohen Feldmausdichten im Frühjahr erbeuten Sperber auch Feldmäuse.

Auf Nahrungssuche geht der Sperber in deckungsreicher Landschaft, denn er ist ein Überraschungsjäger. Jagdgebiete befinden sich sowohl im Wald, als auch im strukturreichen Offenland mit Feldgehölzen, Hecken und im Siedlungsbereich. Dabei nutzten Sperber vor allem Bereiche mit hohen Dichten an Beutetieren, wie beispielsweise im Winter am Futterhäuschen.

Der Sperber jagt entweder vom Ansitz aus, den er immer wieder wechselt, oder im niedrigen Suchflug entlang von Hecken und Baumreihen. Mit seinen langen, dünnen Beinen und auffallend langen Zehen kann er seine Beute in jeder Situation greifen, selbst wenn sie sich bereits im vermeintlich schützenden Dickicht befindet.

Der Sperber im Jahresverlauf

Der Sperber beginnt mit der Eiablage in Bayern von Ende April bis Mitte Mai. Gebrütet wird erst nach der Ablage des letzten Eis. Die Brutdauer beträgt durchschnittlich 22 Tage, die Nestlingsdauer ungefähr einen Monat. Nach dem Ausfliegen verbleiben die Jungen noch einige Zeit in der Umgebung des Nestes und veranlassen ihre Eltern durch auffallende Bettelrufe, sie weiterhin zu füttern. Nach weiteren 3 bis 4 Wochen werden die Jungen selbstständig und beginnen zu jagen.

Jahresverlauf des Sperbers

Jägersprache

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich unter Jägern und Falknern für bestimmte Aktivitäten, Körpermerkmale oder Verhaltensweisen im Zusammenhang mit einer Tierart Begriffe eingebürgert. Einige davon sind hier aufgeführt.

  • Balz: Paarungszeit
  • Mauser: Wechsel / Erneuerung der Federn
  • Terzel: männliches Tier
  • Weib: weibliches Tier
  • Ständer, Fänge: Beine, Füße
  • Hosen: Beinbefiederung
  • Stoß: Schwanz
  • Geschmeiß/ Schmelz: Kot
  • Kröpfen, atzen: fressen

Management

Der Sperber unterliegt dem Jagdrecht, ist aber ganzjährig geschont und wird daher nicht bejagt.

Die illegale Tötung eines ganzjährig geschonten Wildtieres stellt eine Straftat nach § 38 Abs. 1 Nr. 2 des Bundesjagdgesetzes dar.

Auch das Sammeln und Stören von Gelegen des Federwildes ist verboten nach § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes (BJagdG) und § 22 Abs. 3 des Bayerischen Jagdgesetzes (BayJG).

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